Besonderheiten im Umgang mit älteren Patienten in der Neurochirurgie

Zusammenfassung

Neurochirurgisch tätige Ärzte und Pflegepersonal müssen – wie das gesamte medizinische Personal – damit rechnen, dass künftig immer mehr Senioren ihre Sprechstunden und Stationen aufsuchen. Nicht nur deren prä-, intra- und postoperative Behandlung und Betreuung stellen besondere Anforderungen, auch im zwischenmenschlichen Umgang mit älteren Patienten sollten deren besondere Wünsche und spezifische Bedürfnisse berücksichtigt werden, um eine vertrauensvolle Basis für die häufig langwierige und risikoreiche Behandlung zu schaffen. Ältere Patienten haben häufig einen höheren Informationsbedarf und brauchen länger für Entscheidungen. Der behandelnde Neurochirurg sollte diesen besonderen Bedarf zeitlich berücksichtigen, sich sprachlich anpassen, nach Möglichkeit und Patientenwunsch Angehörige und sonstige behandelnde Ärzte miteinbeziehen und die Gespräche, insbesondere Indikationsstellung und Risikoaufklärung, sorgfältig dokumentieren. Während des stationären Aufenthalts sollte ein umschriebener Kreis fester Ansprechpartner, insbesondere der Operateur, zu Verfügung stehen; im Fall einer häufigen Behandlung geriatrischer Patienten, z. B. bei dominierenden degenerativen Erkrankungen im Patientengut, kann die Etablierung einer Kooperation mit einem Geriater sinnvoll sein. Zur Vermeidung eines postoperativen Delirs werden eine frühe Mobilisation, die frühestmögliche Etablierung eines normalen Tag-Nacht-Rhythmus und der Einsatz von patienteneigenen Sehhilfen und Hörgeräten empfohlen, daneben gilt es eine soziale Deprivation zu vermeiden. Insbesondere im Fall eines prolongierten oder komplizierten Behandlungsverlaufs sind regelmäßige Gespräche mit dem Patient und den Angehörigen, die Erhebung körperlicher Untersuchungsbefunde und Vermittlung von Empathie zur Aufrechterhaltung einer stabilen Arzt-Patient-Beziehung wichtig.