Zusammenfassung
Als Orestes-Komplex bezeichnen manche Psychoanalytiker den unbewussten bzw. unterdrückten Wunsch des Sohnes, die Mutter zu ermorden. Man sieht dabei eine Doppelseitigkeit: einerseits Hostilität gegen die Mutter, andererseits Anhänglichkeit an sie. Weitere Charakteristika seien genereller Hass gegen Frauen, Hinweise auf homosexuelle Neigungen, Suizidgedanken und emotionale Störungen aufgrund von tiefsitzenden Schuldgefühlen. Die Quellen-Untersuchungen ergaben nur eine partielle Kompatibilität mit den Mythen.
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Notes
- 1.
Mit ihrem Buch „The Undead Mother“.
- 2.
So etwa Figlio.
- 3.
Figlio S. 165.
- 4.
Die Übersetzung aus dem Griechischen orientiert sich an den Euripides-Übersetzungen von Johann Jakob Donner, 1958 (bearbeitet von Richard Kannicht), Hans von Arnim und Franz Werfel,1958, und Ernst Buschor, 1979; teilweise modifiziert und ergänzt durch Übersetzungen des Verfassers.
- 5.
In Castor und Pollux lateinisch pseudonymisiert.
- 6.
Für mich ein irgendwie verstörendes Buch.
- 7.
Von den zahlreichen kritischen Urteilen über das in der Tat merkwürdige Werk dieser Außenseiterin sei hier das Buch „Die Wolfsfrau im Schafspelz“ von Martina Schäfer erwähnt.
- 8.
In dem zitierten Zeitschriftbeitrag von 1955.
- 9.
Ebenda.
- 10.
Ebenda.
- 11.
Ebenda.
- 12.
Übrigens ist mir bei der Lektüre ihres zitierten Beitrages von 1955 noch eine Merkwürdigkeit aufgefallen: Sie versucht eine angebliche Unübertragbarkeit des Ödipus-Komplexes auf das weibliche Geschlecht dadurch zu erklären, dass „in keiner Sage ein brauchbarer Name für den weiblichen Ödipuskomplex gefunden werden konnte. Der Name Elektrakomplex, den Freud akzeptierte…“ sei ein Beleg dafür. Aber Freud, wie wir gesehen haben, akzeptierte eben nicht den Namen Elektrakomplex – „… dass wir recht darauf haben, den Namen Elektrakomplex abzulehnen.“, schreibt er seiner Abhandlung von 1931 „Über die weibliche Sexualität“, S. 278.
- 13.
So lautet die gängige Definition, siehe etwa Colman.
- 14.
So Wellisch.
- 15.
In „Dark Legend“, S. 222 ff.
- 16.
Ebenda, S. 255.
- 17.
Ebenda, S. 225. Diese „neue psychische Störung“ musste Wertham, wie er selbst sagt, erfinden, um einen jungen Mann, der seine Mutter umgebracht hatte, vom Gericht als schuldunfähig wegen einer erheblichen psychischen Störung zu bezeichnen. (Übrigens stand dieser Täter Wertham Modell für die Schöpfung des Orestes-Komplexes). Denn der psychopathologische Zustand des jungen Mannes zum Tatzeitpunkt passte zu keiner der gängigen und anerkannten psychiatrischen Diagnosen.So „musste“ Wertham diese „neue psychische Störung“ selbst kreieren. Als Basis dafür diente ihm das Phänomen des „katathymen Denkens“, wonach in der deskriptiven Psychiatrie „die Beziehung zwischen logischem Denken und Emotionalität in einer besonderen Weise gestört ist“, S. 224.
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Marneros, A. (2018). Der Orestes-Komplex. In: Warum Ödipus keinen Ödipus-Komplex und Adonis keinen Schönheitswahn hatte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56731-9_7
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