Zusammenfassung
Obdachlosigkeit ist nach wie vor ein gesellschaftlich tabuisiertes und in der geographischen Forschung unterrepräsentiertes Thema. Ein qualitativer Zugang zur Erforschung sozialer Randgruppen stellt Forschende vor große Herausforderungen und schlägt sich in einer geringen Anzahl feldbasierter Studien nieder. An dieser Stelle wird für die Notwendigkeit einer feldbasierten Forschung plädiert, die maßgeblich dazu beiträgt, dass Handeln, Verstehen und Ausdruck in den jeweiligen gesellschaftlichen, biographischen und kulturellen Kontexten verortet werden können. Im Folgenden werden Möglichkeiten zum Feldeinstieg sowie Schwierigkeiten und hemmende Faktoren während der Feldforschung thematisiert, analysiert und reflektiert. Ebenso werden Strategien aufgezeigt, die während der feldbasierten Forschung erprobt und erfolgreich angewendet werden können.
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Notes
- 1.
Die Betrachtungen der Obdachlosenszenen in Hamburg werden als Beispiel gewählt, um theoretische Überlegungen empirisch zu unterfüttern. Die beschriebenen Feldzugänge sowie die Analysen der empirischen Daten gelten weder für alle Obdachlosenszenen in Hamburg noch sind sie in Gänze auf andere Städte übertragbar. Im Vordergrund steht die Sichtweise der befragten Einzelpersonen.
- 2.
Um die Anonymität zu gewährleisten, werden die Einrichtungen und Kontaktpersonen nicht näher genannt.
- 3.
Auch wenn sich die Forschende an dieser Stelle in aller Deutlichkeit von einer Wahrnehmung und Darstellung der Obdachlosenszenen als Sicherheitsrisiko und kriminelles Milieu distanzieren möchte, entstehen Situationen und Unsicherheitsräume, welche auch Obdachlose selbst als solche wahrnehmen, in denen während der Feldforschung auf die eigene Sicherheit geachtet werden sollte.
- 4.
Schlafplätze der Obdachlosen.
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Boß, D. (2018). „Wir sind Penner. Wir sind Abschaum. Wir sind asozial. Wir gehören entfernt“. In: Wintzer, J. (eds) Sozialraum erforschen: Qualitative Methoden in der Geographie. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56277-2_1
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