Zusammenfassung
Verantwortliches Handeln ist ein elementarer Bestandteil des Unternehmertums. Nur so gelingt es, Kunden und Mitarbeitende zu begeistern sowie Geschäftspartner und Lieferanten zu gewinnen und an sich zu binden. Doch nicht immer handeln Unternehmen entsprechend. Bedacht auf den eigenen, wenn oftmals auch kurzfristigen, Vorteil, werden die guten Geschäftssitten, Gesetze und Vorschriften wissentlich nicht eingehalten oder gebrochen. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, wird als opportune Antwort insb. vonseiten einiger Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eine stärkere Regulierung ins Feld geführt, ohne ausreichend über die Wirkungen zu diskutieren die damit auch auf die Unternehmen ausgehen, die schon heute der Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen, wie der deutsche Mittelstand. In diesem Spannungsfeld zwischen freiwilligen Engagement und zunehmender Regulierung befindet sich auch das Familienunternehmen HARTING. Um zeitgleich den berechtigten Erwartungen der Stakeholder, insb. den Kunden, und zunehmenden Regulierungsansätzen gerecht zu werden, hat sich die Technologiegruppe für die externe Zertifizierung ihres CSR-Managementsystems, welches nach dem internationalen Leitfaden zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung ISO 26000 aufgebaut ist, entschieden. Dieser Weg erlaubt dem Unternehmen, zugleich Dritten Auskunft über ihre CSR-Aktivitäten zu geben und zeitgleich die eigene Handlungsfreiheit weiter im Sinne des Unternehmertums zu nutzen.
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Notes
- 1.
Das Gesetz zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen, verabschiedet am 12.09.2016, verpflichtet kapitalmarktorientierte Unternehmen öffentlich Angaben zu Arbeitnehmer, Sozial‑ und Umweltbelangen sowie der Achtung von Menschenrechten und der Korruptionsbekämpfung zu machen (BMJV 2016). Von der Umsetzung der Richtlinie zur Offenlegung nichtfinanzieller Informationen sind in Deutschland einer Studie der Böckler‐Stiftung folgend direkt 540 Unternehmen betroffen, davon allein mehr als 130 Sparkassen (Kluge und Sick 2016).
- 2.
Das „Loi relative au devoir de vigilance des sociétés mères et des entreprises donneuses d’ordre“ (2017) wurde am 21.02.2017 von der französischen Nationalversammlung verabschiedet.
- 3.
Neben dem aus deutscher Sicht bedeutenden Textilbündnis ist an dieser Stelle der Bangladesh Accord zu nennen, der im Jahre 2013 für fünf Jahre unter Leitung der ILO mit den Schwerpunkten des Brandschutzes und der Gebäudesicherheit geschlossen wurde und dem mehr als 200 Unternehmen angehörten. Accord inspiziert ca. 1800 Fabriken und stellt jeweils einen spezifischen Umsetzungsplan auf. Um den Fabrikbesitzern eine Sicherheit für ihre Investitionen zu geben, verpflichten sich die Unternehmen ihr Auftragsvolumen für mindestens fünf Jahre aufrechtzuerhalten. Für 2018 wird ein neuer Entwurf diskutiert, indem insb. Arbeitnehmerrechte eine größere Rolle spielen werden (Kolf 2017a, 2017b; Dohmen 2015).
- 4.
Startete das Textilbündnis zunächst mit einem berufenen Kreis an Mitglieder, so wuchs die Anzahl der Mitglieder nach der Öffnung schnell auf 200 an und bewegt sich aktuell bei ca. 150 Mitgliedern.
- 5.
Es handelt sich dabei um die Anspruchsgruppen Wirtschaft, Bundesregierung, Nichtregierungsorganisationen, Standardorganisationen oder Gewerkschaften.
- 6.
Mit einem entsprechenden Leitfaden unterstützt das Textilbündnis den Prozess (Bündnis für nachhaltige Textilien 2017b).
- 7.
Es handelt sich dabei um die Gesellschaften HARTING Stiftung & Co. KG, HARTING Deutschland, HARTING Electric, HARTING Electronics. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die ISO 26000 einen Leitfaden zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung darstellt und selbst weder ein Managementsystem darstellt und damit nicht zertifizierbar ist. Daher hat sich HARTING für zwei nationale Normen aus Österreich und Spanien als Zertifizierungsgrundlage entschieden, befürwortet aber eine Weiterentwicklung der internationalen CSR‐Standards zu einem zertifizierungsfähigen Managementsystem.
- 8.
Die Autorin selbst hat an der Erarbeitung der IWA 26000 teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen sehr wohl, wie gut nicht nur ein Matching möglich ist, sondern die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung im vorliegenden IWA eine geeignete Ergänzung eines integrierten Managementsystems ist. Der Entstehungsprozess der IWA 26000 ist auf der Internetseite des SIS einsehbar (SIS 2017).
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Eickhoff, G. (2018). CSR zwischen Freiwilligkeit und Regulierung – Erfahrungen aus der HARTING Technologiegruppe. In: Kleinfeld, A., Martens, A. (eds) CSR und Compliance. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56214-7_23
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