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Auslegung von elektrischen Maschinen

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Elektrische Maschinen

Zusammenfassung

Gegenstand dieses Kapitels ist die Auslegung elektrischer Maschinen. Deren Innovationspotential als Antrieb oder Generator kann nur ausgeschöpft werden, wenn sie in einem System zusammen mit Energiequelle, leistungselektronischem Stellglied, mechanischen Komponenten und Anwendung betrachtet werden. Dies ist die Motivation dafür – nach einführenden Überlegungen – in drei Abschnitten mechanische Aspekte in den Blick zu nehmen.

Einige Grundlagen aus der Mechanik behandelt die Bewegungslehre des starren Körpers, Arbeit und Leistung, Dynamik des starren Körpers (Newtons Axiome), kinetische Energie und Massenträgheitsmoment, Anwendungen von Newtons Axiomen.

Getriebe mit Drehzahlwandlung zeigt die Wirkung eines Getriebes im stationären oder dynamischen Betrieb, zudem werden die Gesichtspunkte zur Festlegung des Getriebe-Übersetzungsverhältnisses dargelegt.

Elastisch gekuppelte Massen. Verbindungselemente mit merklicher Elastizität werden genauer betrachtet, da die Eigenfrequenzen durchaus im Arbeitsbereich des Antriebes liegen können. Auf Basis der hier gefundenen Erkenntnisse wird gezeigt, wie das Luftspaltmoment direkt oder das Wellenmoment mit einer Torisonswelle gemessen werden können.

Um die wirklich möglichen Innovationen realisieren zu können, ist es häufig unerlässlich die Anwendung mit ihren Besonderheiten ganzheitlich in den Blick zu nehmen. So treten erst die eigentlichen Anforderungen an den Antrieb zu Tage. Beispielhaft werden hier Kraftfahrzeugantriebe und Windkraftanlagen ausführlich behandelt.

Im Abschnitt Sechs erfolgt der Einstieg in die eigentliche Dimensionierung. Auf Basis des Konzeptes der Schubspannung werden Gestaltungsoptionen gezeigt, wobei Nebenbedingungen wie das Längen/Durchmesser-Verhältnis, das Massenträgheitsmoment oder die Erwärmung eingeführt sind. Dabei wird erkennbar, welche Vorteile durch kreisringförmige aktive Maschinenteile erreicht werden können. Zudem wird der Zusammenhang zum Essonschen Ausnutzungsfaktor dargelegt.

In der Didaktik elektrischer Maschinen geht es i.d.R. darum, das Betriebsverhalten existierender Maschinen zu erklären und auch mit Formeln zu beschreiben. Im siebten Abschnitt wenden wir uns der inversen Aufgabe zu: ein Motor wird mit gewünschten Eigenschaften entworfen, so sind z. B. die Verluste der Energiewandlung nicht eine hinzunehmende Größe, sie werden eine vorgebbare Nebenbedingung. Die Entwurfsmethodik wird am Beispiel einer Maschine mit dauermagnetischer Erregung und radialer Flussführung entwickelt. Die Konkretisierung der Auslegung samt numerischer Auswertungen erfolgt schrittweise in den Abschnitten Leerlauffeld und Magnetkreis, zweidimensionale Magnetfeldberechnung, Joch- und Zahnflüsse, Wickelfenster, Gestaltung des Wickelraumes, Statorjochhöhe und Außenradius, Entmagnetisierungsfestigkeit, Ankerfeld, Windungszahl. Im Unterabschnitt Hybriderregte Synchronmaschine wird der Reluktanzanteil im Verhältnis zum elektrodynamischen Drehmoment behandelt.

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Notes

  1. 1.

    Archimedes, Syrakus um 285–212 v. Chr., bedeutendster griech. Mathematiker und Physiker.

  2. 2.

    Galileo Galilei, 15. Febr. 1564–8. Jan. 1642, italien. Mathematiker, Philosoph und Physiker.

  3. 3.

    Isaac Newton, 4. Jan. 1643–31. März 1727, engl. Mathematiker und Physiker. Hauptwerk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, London 1687.

  4. 4.

    Bei elektrischen Maschinen übliche Zeitmaßstäbe sind, siehe [18]:

    elektrisch

    mechanisch

    thermisch

    1 … 100 ms

    50 ms … 10 s

    10 … 60 min.

    Die Zahlenwerte im elektrischen Fall berücksichtigen nicht die elektromagnetische Wellenausbreitung, die noch um Größenordnungen schneller erfolgt.

    Ein großer Unterschied (≥ zwei Größenordnungen) zwischen den Zeitmaßstäben erlaubt es meistens, diese Vorgänge unabhängig voneinander zu betrachten; dies bedeutet eine wesentliche Vereinfachung bei der rechnerischen Behandlung.

  5. 5.

    Im Abschn. 11.5 wird gezeigt, wie die Getriebeverluste berücksichtigt werden können.

  6. 6.

    Von Anwendungen ist zu fordern, dass die Torsion im linearen Bereich bleibt. Für eine Vollwelle gilt \(c = \frac{\pi }{32}d^{4} \cdot G / l \), [5]; d Durchmesser, G Schubmodul, l Länge. Ferritisch-perlitischer Stahl hat einen Schubmodul von G = 77…83 GN/m2.

  7. 7.

    Robert Davidson, Aberdeen 1804–1894, schottischer Erfinder, baute 1837 ein Modell und 1841/42 die „Galvani“ genannte Lokomotive, Abb. 11.11.

  8. 8.

    David Mackie, Zeitgenosse von Davidson, Lecturer on mechanical philosophy at the University of Aberdeen, [9].

  9. 9.

    Nikolaus August Otto, 14.6.1832–26.1.1891, dt. Ingenieur, entwickelte ab 1862 den von E. Lenoir erfundenen Gasmotor weiter.

  10. 10.

    Rudolf Diesel, 18.3.1858–29.9.1913, dt. Ingenieur, entwickelte 1893–97 den Dieselmotor.

  11. 11.

    M steht für das innere Drehmoment, das hier dem Lastmoment gleichgesetzt wird; soll das zu erwartende Motorverlustmoment MV schon an dieser Stelle bedacht werden, so gilt mit \(M_{i} - M_{V} = M_{L}\) schließlich \(M_i = M_L / (1 - M_V / M_i )\), \(M_V / M_i \) (Schätz)wert, gefolgert aus den tolerierten Verlusten, s.a. Abs. 11.3.

  12. 12.

    In der englischen Fachliteratur wird neben der Schubspannung (shear stress ) der doppelte Wert (2 σw = M/V) als „torque per unit rotor volume (TRV)“ verwendet, siehe [15] 2.1 Sizing an electric motor .

  13. 13.

    Bezeichnet die Volumenanteile an der Maschine, die gebraucht werden für die Führung des Magnetfeldes und für die Wicklung.

  14. 14.

    Auf die Berücksichtigung einer Zahnentlastung durch die Nuten wird verzichtet. Sie ist in diesem Entwurfsstadium numerisch verzichtbar, zudem sind Zahnform und Zahnwerkstoff noch nicht spezifiziert.

  15. 15.

    Steht für die Ummagnetisierungswärme infolge des Erregerfeldes, \(M_{Fe} = P_{Fe}/\varOmega \); entsteht i.W. im Stator, wegen der Statornutung auch in den Dauermagneten und im Rotorjoch.

  16. 16.

    Dabei ist der Wicklungsfaktor für verteilte Wicklungen zugrunde gelegt; siehe Abb. 2.6 und 3.1 Mehrsträngige überlappende Wicklungen.

  17. 17.

    Damit wird unterschieden vom magnetisch wirksamen Strombelag , der als Felderregung für das Ankerfeld in Erscheinung tritt. Mit 2.4.2.2 Strombelag einer m-strängigen Wicklung findet man \({}^{pf}A_{magn} = {}^{pf}k_w \cdot \left[ {\left( {2\,m\,w\,I_a } \right) / \left( {2\,\pi \,r_{ 4} } \right)} \right] = {}^{pf}k_w \cdot A_{therm} \) .

  18. 18.

    Dadurch wird die relative Permeabilität der Magnete zu Eins gesetzt.

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Bolte, E. (2018). Auslegung von elektrischen Maschinen. In: Elektrische Maschinen. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54688-8_11

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