Zusammenfassung
Auch in der Psychotherapie gibt es Verletzungen der Würde, eine davon ist der unhinterfragte Gebrauch von Manualen, die die Individualität von Patienten in aller Regel ignorieren. Psychotherapeuten sollten ein starkes Interesse am einmaligen Menschen haben, an der Vielfalt seiner Probleme und gesunden Seiten, nicht nur an seinen Diagnosen. Auch die Persönlichkeit der behandelnden Person rückt zunehmend in den Fokus der (empirischen) Aufmerksamkeit, und es kann angenommen werden, dass vor allem solche Psychotherapeuten gute Therapien machen, die die Würde des Patienten in vollem Umfang achten. In aktuellen Konzepten der Psychotherapie wird zudem der soziale Einfluss auf die Entwicklung psychischer Störungen zu stark geleugnet; es ist an der Zeit, die Bedeutung dieser Prozesse wieder stärker zu reflektieren. Es gilt, Respekt vor der Autonomie des Patienten, seiner Individualität und Verschiedenheit zu entwickeln, aber auch die Würde der Verletzlichkeit und des Scheiterns anzuerkennen.
Teile dieses Textes wurden bereits publiziert: Reddemann, Luise (2015) Zur Dimension der Würde in der Traumatherapie. In: Gahtleitner S, Frank C, Leitner A (Hrsg) Ein Trauma ist mehr als ein Trauma. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz, S. 222–236. Alle Rechte daran liegen bei der Autorin.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Baumann, P. (2002). Menschenwürde und das Bedürfnis nach Respekt. In: Stoecker, R. (Hrsg.) Menschenwürde, Annäherung an einen Begriff. Öbv und hpt, Wien.
Benedetti, F. (2011). The patients brain. Oxford Press.
Benhabib, S. (1995). Selbst im Kontext. Gender studies. Frankfurt: Suhrkamp.
Beyond Aid – Von Wohltätigkeit zu Solidarität: Dokumentation der Zweiten Frankfurter Hilfe-Konferenz (20.–22.02.2014).
Bieri, P. (2013). Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde. München: Hanser.
Borasio, G.D. (2014). Interview im Deutschen Ärzteblatt, Jg.111, Februar 2014, S. 47.
Fürstenau, P. (2007). Psychoanalytisch verstehen, systemisch denken, suggestiv intervenieren. Stuttgart: Klett-Cotta.
Funk, R. (2005). Ich und Wir: Psychoanalyse des postmodernen Menschen. München, dtv.
Gabriel, M (2015) Warum es die Welt nicht gibt. Berlin, Ullstein
Lévinas, E. (2006). Die Unvorhersehbarkeit der Geschichte. Freiburg: Karl Alber.
Maddux, J.E., Snyder, C.R., Lopez, S. J. (2004). Toward a clinical psychology: Deconstructing the illness ideology and constructing an ideology of human strength and potential. In: Linley, P.A., Joseph, S. (eds.) Positive psychology in practice. Hoboken: John Wiley.
Medico International (2014) Beyond Aid – Von Wohltätigkeit zu Solidarität. [https:/www.medico.de/von-wohltaetigkeit-zu-solidaritaet-14673/]
Meyer, P.C. (2011). Gesellschaftliche Hintergründe der Medikalisierung. Vortrag auf der Tagung „Medizin total. Die Medikalisierung des Alltags als ethisches Problem.“ Bern, 1.7.2011.
Reddemann, L. (2008). Würde- Annäherung an einen vergessenen Wert in der Psychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta.
Reddemann, L. (2014). Frauensensibler Umgang in der Psychotherapie. In: Die Sprachwandlerin – Luise F. Pusch: Zurufe und Einwürfe von Freundinnen und Weggefährtinnen. Göttingen: Wallstein.
Rilke, R.M. Duineser Elegien 1923. Bibliothek der Erstausgaben. Dtv 1997, München.
Rorty, R. (2003). Wahrheit und Fortschritt. Frankfurt: Suhrkamp.
Schopenhauer zitiert bei Wetz, F.J. (2005). Illusion Menschenwürde. Aufstieg und Fall eines Grundwerts. Stuttgart: Klett-Cotta.
Steindl-Rast, D. (2013). Credo- ein Glaube, der verbindet. In: Mühleisen, H.O. Das Mögliche verwirklichen. Freiburg: Kreuz.
Strauß, B. (2013). Vortrag auf der Tagung „Verwickeln und Entwickeln, „Ethische Fragen in der Psychotherapie“. Rhein Klinik Bad Honnef 15.–16.11.2013.
Taureck, B.H.F. (2006). Die Menschenwürde im Zeitalter ihrer Abschaffung. Hamburg: Merus.
Vahl, C.F. (2014). Was ist ein guter Chirurg. Deutsches Ärzteblatt, Jg.111, Februar 2014, S 30–31.
Vasco de Almeida Prado, P: Über das, was wichtig ist. Lissabon 1901 (zitiert bei Bieri 2013).
Verhaeghe, P. (2013). Und Ich? Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft. München: Kunstmann.
Wetz, F.J. (2005). Illusion Menschenwürde: Aufstieg und Fall eines Grundwerts. Stuttgart: Klett-Cotta.
Zilke, A. (2014). „Sieg über das Gesetz“; in Süddeutsche Zeitung vom 3.5.2014.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Reddemann, L. (2018). Dimensionen der Würde in der Psychotherapie. In: Bents, H., Kämmerer, A. (eds) Psychotherapie und Würde. Psychotherapie: Praxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54310-8_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-54310-8_4
Published:
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-54309-2
Online ISBN: 978-3-662-54310-8
eBook Packages: Medicine (German Language)