Abstract
Wenn Experten in Rente gehen oder wenn Projektmitarbeiter am Ende der Projektlaufzeit neue Aufgaben übernehmen, geht deren Erfahrungswissen in der Regel verloren: denn das Wissen um Hintergründe, verdeckte Zusammenhänge, Problemlösestrategien jenseits der Prozess‐Pfade, die berühmte Intuition, in kritischen Situationen schnell und richtig zu handeln, all dies lässt sich nicht ohne Weiteres in Worte fassen, geschweige denn in Datenbanken dokumentieren.
Narrative Methoden erleichtern das Heben und die Weitergabe von diesen impliziten Wissensinhalten. Der Beitrag beschreibt die Herausforderungen, implizite Wissensinhalte handhabbar zu machen und stellt den Storytelling‐Prozess als narrative Herangehensweise an den Wissenstransfer vor.
Zwei Anwendungsbeispiele von narrativen Methoden werden näher beschrieben: Wissenstransfer beim Fach‐ und Führungskräftewechsel und beim Projekt‐Debriefing. Das erste Anwendungsbeispiel konzentriert sich auf das Heben und Weitergeben von Erfahrungswissen und „Tipps und Tricks“ zu konkreten Arbeitskontexten, im zweiten Fallbeispiel wird hingegen nach verborgenen, den Beteiligten selbst unbewussten Handlungsstrategien, Grundannahmen und Werten geforscht.
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Notes
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U. a. in verschiedenen Projekten des MIT, Massacchusetts Institut of Technology, beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart (IAO; Schnalzer und Thier 2002), an der Universität Augsburg und an der Ludwig‐Maximilian‐Universität München (Reinmann‐Rothmeier et al. 2000).
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Erlach, C. (2017). Wissenstransfer mit Geschichten. In: Chlopczyk, J. (eds) Beyond Storytelling. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54157-9_14
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