Zusammenfassung
Schlüsselkonzepte
-
1.
Tiere mit einer Körpergröße von mehr als 1 mm können die Zellen ihrer Gewebe nicht mehr allein durch Diffusion versorgen, sondern benötigen die konvektiven Verteilungsmechanismen eines Kreislaufsystems.
-
2.
Kreislaufsysteme können offen oder geschlossen sein. In offenen Systemen umspült Hämolymphe die Gewebezellen direkt, während in geschlossenen Systemen Blut ausschließlich in Gefäßen mit einer definierten Wandstruktur fließt.
-
3.
Ein gerichteter Blutstrom in einem Kreislaufsystem wird durch eine Druckdifferenz zwischen Herzausgang und Herzeingang erzeugt.
-
4.
Eine geringfügige Veränderung der Gefäßweite hat einen sehr großen Einfluss auf den Strömungswiderstand, der dem Volumenstrom entgegengesetzt wird.
-
5.
Arterien transportieren das Blut vom Herzen weg und bilden ein Verteilungssystem, in den Kapillaren finden Stoffaustausch und Filtration statt und die Venen als Sammelsystem führen das Blut zum Herzen zurück.
-
6.
Ein hoher O2-Bedarf erfordert eine dichte Versorgung der Gewebe mit Kapillaren, wodurch Strömungswiderstand und Blutdruck im Kreislaufsystem steigen.
-
7.
Eine geringe Strömungsgeschwindigkeit und eine geringe Wandstärke in den Kapillaren sind essenzielle Voraussetzungen für den Stoff- und Gasaustausch durch Diffusion.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Dieser Zusammenhang wird auch als das ohmsche Gesetz für Flüssigkeiten bezeichnet, wobei in dieser Analogie der Volumenstrom dem elektrischen Strom, der Strömungswiderstand dem elektrischen Widerstand und die Druckdifferenz der elektrischen Spannung entsprechen.
- 2.
Der hydrostatische Druck wirkt ebenfalls auf die Gefäßwände und verursacht den im Vergleich zur Aorta höheren Blutdruck in Gefäßen unterhalb des Herzens. Da die Geräte zur Blutdruckmessung nicht zwischen der Druckdifferenz \(\Updelta P\) und dem hydrostatischen Druck unterscheiden, sollten sich bei der Messung Herz und Messgerät etwa auf derselben Höhe befinden.
- 3.
Das Wasser in einem breiten Fluss strömt langsamer als in einem schmalen Bach.
- 4.
Im Vergleich zur Aorta steigt der Gesamtquerschnitt der Kapillaren auf das 600 bis 800fache an. Dieser Berechnung liegen ein Innenradius der Aorta von 12,5 mm, ein mittlerer Kapillardurchmesser von 7 \(\upmu\)m und eine Anzahl von 8 bis 10 Mrd. durchströmten Kapillaren zugrunde.
- 5.
Bei einer Kapillarlänge von 0,5 bis 1,0 mm und einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,2 bis 1,0mm s−1 steht eine Zeitspanne von 0,5 bis 5,0 s für den Stoffaustausch im Gewebe zur Verfügung. Zum Vergleich: Die Strömungsgeschwindigkeit in der Aorta beträgt 180 mm s−1.
- 6.
Dies entspricht dem Geschwindigkeitsprofil in einem fließenden Gewässer, in dem senkrecht zur Strömungsrichtung, also vom Ufer zur Mitte hin, die Fließgeschwindigkeit kontinuierlich zunimmt.
- 7.
Grundsätzlich gilt der Wert \(\mathit{Re}=2000\) für den Übergang von laminar nach turbulent nur für eine gerade, kreisförmige Röhre. Außerdem ist der Strömungsumschlag kein singuläres Ereignis, sondern findet in einem Übergangsbereich statt.
- 8.
Die interstitielle Flüssigkeit ist die extrazelluläre Flüssigkeit zwischen den Zellen eines Gewebes.
- 9.
Endothelzellen bilden zahlreiche vasoaktive Substanzen, die an Rezeptoren der glatten Gefäßmuskulatur binden und dort eine Kontraktion oder eine Relaxation auslösen.
- 10.
Parakrin wirkende Substanzen werden von Zellen in einem Gewebe freigesetzt und wirken lokal auf benachbarte Zellen. Im Gegensatz zur endokrinen Wirkungsweise der Hormone werden sie nicht mit dem Blutstrom im Körper verteilt.
- 11.
Darüber hinaus ist die tangentiale Wandspannung umgekehrt proportional zur Wanddicke. Zur Vereinfachung wurde die Wanddicke in Gl. 5.9 weggelassen.
- 12.
Ein Aortenaneurysma rupturiert, wenn der Durchmesser des Gefäßes 5 cm übersteigt.
- 13.
Diese Klassifizierung gilt nur für die Kreislaufsysteme von Säugern und Vögeln, in denen die Trennung von O2-reichem und O2-armem Blut perfektioniert wurde.
- 14.
Der transmurale Druck beschreibt die Druckdifferenz zwischen dem Inneren eines Gefäßes und dem Außenraum, wobei der Innendruck höher ist als der Außendruck. Die Druckdifferenz über der Gefäßwand nimmt zu, wenn der Außendruck bei konstant hohem Innendruck abfällt. Umgekehrt führt eine Erhöhung des Außendrucks zu einer Reduktion des transmuralen Drucks.
- 15.
Das unter dem Endothel liegende Myokard kann nur bis in eine Tiefe von etwa 100 \(\upmu\)m vom Blut in den Herzkammern versorgt werden.
- 16.
Eine Thrombose bezeichnet die Blutgerinnung und Bildung von Gerinnseln im Inneren von Gefäßen.
- 17.
In der Skelettmuskulatur liegt die Kapillardichte zwischen 100 und 1000 Kapillaren pro mm2, in den sehr stoffwechselaktiven Geweben von Gehirn, Herz und Nieren dagegen bei 2000 bis 4000 Kapillaren pro mm2.
- 18.
Der kolloidosmotische Druck ist ein osmotischer Druck, der im Wesentlichen von der Proteinkonzentration abhängt. Im Blutplasma sind zahlreiche Proteine gelöst, während die interstitielle Flüssigkeit kaum Proteine enthält. Als Synonym wird auch die Bezeichnung onkotischer Druck verwendet.
- 19.
Sowohl bei Mäusen als auch bei Elefanten macht das Herz etwa 0,6 % des Körpergewichts aus.
- 20.
Bei Knorpelfischen wird diese Herzkammer als Conus arteriosus bezeichnet, der im Gegensatz zum Bulbus arteriosus zusammen mit dem Herzmuskel kontrahiert.
- 21.
Mit Reptilien ist die paraphyletische Gruppe der Sauropsiden ohne die Vögel gemeint, also Brückenechsen (Rhynchocephalia), Schuppenkriechtiere (Squamata), Schildkröten (Chelonia) und Krokodile (Crocodylia). Der Einfachheit halber folgen wir der traditionellen Einteilung in Reptilien und Vögel.
- 22.
Im Vergleich zum Blut besitzt die Hämolymphe eine niedrigere Konzentration an O2-bindenden respiratorischen Pigmenten und kann daher nur eine geringere Menge Sauerstoff transportieren.
Literatur
Farrell AP (1991) Circulation of body fluids. In: Prosser CL (Hrsg) Comparative Animal Physiology, Environmental and Metabolic Animal Physiology, 4. Aufl. Wiley-Liss, New York
Hall JE (2016) Guyton and Hall Textbook of Medical Physiology, 13. Aufl. Saunders, Philadelphia
Hill RH, Wyse GA, Anderson M (2016) Animal Physiology, 4. Aufl. Sinauer, Sunderland
Johansen K (1970) Air breathing in fishes. In: Hoar WS, Randall DJ (Hrsg) Fish Physiology. Academic Press, New York
Seymore RS, Sander PM, Christian A, Gee CT (2009) Sauropods kept their heads down. Science 323:1671–1672
Wilkens JL (1999) Evolution of the cardiovascular system in Crustacea. Am Zool 39:199–214
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Feigenspan, A. (2017). Kreislaufsysteme. In: Prinzipien der Physiologie. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54117-3_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-54117-3_5
Published:
Publisher Name: Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-54116-6
Online ISBN: 978-3-662-54117-3
eBook Packages: Life Science and Basic Disciplines (German Language)