Zusammenfassung
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zeigt als Universalgelehrter auch in Sachen Medizin einen hohen Wissensstand. Seine zahlreichen Schriften zur Medizin lesen sich wie ein Programm für das 21. Jahrhundert. Beseelt vom Interesse, zwecks Vermehrung der öffentlichen Wohlfahrt den Zustand der zeitgenössischen Heilkunst und des Gesundheitswesens zu reformieren, wird Leibniz zum Vordenker des medizinischen Fortschritts. Hierfür formuliert er eine erstaunlich modern anmutende Strategie. Sie setzt zum einen auf systematische Ursachenforschung, Mathematisierung und Technisierung, zum anderen auf politische Koordination (über Akademien) und Vermehrung des Wissens sowie Schaffung kluger Anreizstrukturen zur Förderung gut ausgebildeter Ärzte.
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Notes
- 1.
Im Folgenden werden Leibnizʼ Werke so weit wie möglich nach der Akademie-Ausgabe (Sigle A) und nach den Philosophischen Schriften (hg. v. Gerhardt) (Sigle GP) zitiert; die Siglen werden im Literaturverzeichnis aufgeschlüsselt. Die in diesen Ausgaben nicht enthaltenen Werke werden nach der Chronologie ihrer Editionen nachgewiesen.
- 2.
Das naturwissenschaftlich-technische Profil der Leibnizʼschen Idee der Akademie wurde schon betont von Harnack 1900, 78, Anm. 1: „Er selbst, der große Metaphysiker, war ein realistischer und praktischer Denker.“
- 3.
Die wissenschaftliche Publikation aller dieser Schriften bleibt der gerade erst begonnenen Reihe VIII der Akademie-Ausgabe überlassen: Naturwissenschaftliche, medizinische und technische Schriften, hg. von der Leibniz-Editionsstelle Berlin der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Vorläufig sind sie unzulänglich ediert in der Kloppschen Ausgabe: Leibniz 1864–1866.
- 4.
An Sebastian Kortholt schreibt Leibniz am 20. Mai 1715: „Und umso mehr wird auch erhofft werden von den Nicht-Medizinern. Denn die Gelehrten lieben nicht nur die Lehrmeinungen, sondern auch deren Geschichte. (Eoque magis expetetur etiam a non Medicis. Homines enim eruditi non solum dogmata, sed et Historiam dogmatum amant.)” In diesem Zusammenhang verweist Leibniz auf das vorbildliche Buch De Medicina ex autoribus veteribus non medicis des Johan van Beverwijck (Beverovicius). (Leibniz 1768, Bd. V, S. 327)
- 5.
Gemeint ist Giambattista della Porta (1535–1615), Verfasser der medizinischen Schrift „De humana physiognomonia“, Vico Equense 1586, und Begründer der Academia Secretorum Naturae (Accademia dei Segreti).
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Busche, H. (2017). Leibniz und die Medizin. In: Zwei Philosophen der Medizin – Leibniz und Jaspers. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54025-1_1
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