Zusammenfassung
Oft wurde behauptet, Dirac habe seinen Vater so sehr gehasst, dass er ihm die Einladung zur Nobelpreisverleihungszeremonie verweigerte.1 So plausibel sich die Geschichte auch anhört: Vermutlich ist sie doch erfunden. Die Nobelstiftung lud die Preisträger jeweils mit einer Begleitung ein, die Preisträger konnten aber weitere Gäste mitbringen, wenn sie für die Reise‐ und Übernachtungskosten selbst aufkamen.2 Heisenberg nahm seine Mutter mit, Schrödinger seine Frau (wobei er seine schwangere Geliebte, die Frau seines Assistenten, zurück ließ). Daher wirkte es nicht ungewöhnlich, dass Dirac nur mit seiner Mutter kam. Sie zahlte ihrem Mann mit gleicher Münze zurück, indem sie ihm erst wenige Tage vor der Abreise von ihrem Ausflug erzählte, fest entschlossen, ihre Zeit der Abwesenheit in vollen Zügen zu genießen. Sie wusste, dass sie in nur elf Tagen wieder an der Küchenspüle stehen würde als das Aschenputtel der Julius Road No. 6.3
Am frühen Freitagabend, dem 8. Dezember 1933, befanden sich Dirac und seine Mutter in der schwedischen Hafenstadt Malmö und warteten auf den Nachtzug, der sie bis zur Frühstückszeit nach Stockholm bringen sollte (Abb. 18.1). Ein paar Reporter hatten in ganz Malmö mehrere Stunden mit der Jagd nach ihnen verbracht und sie schließlich in einem Bahnhofs‐Café aufgespürt, das zum ungewöhnlichen Schauplatz einer Pressekonferenz wurde. Die Ausdauer der Journalisten wurde durch ein schlagzeilenträchtiges Interview mit zwei Exzentrikern der Spitzenklasse belohnt, „einem sehr schüchternen und ängstlichen Jungen“ und „einer lebhaften und redseligen Lady“.4
Kaum etwas, was einem Knaben widerfahren kann, wird so schädliche Folgen haben wie die Fürsorge einer wirklich liebevollen Mutter.
W. Somerset Maugham, A Writer’s Notebook, 1896 (Notizbuch eines Schriftstellers. Einträge aus den Jahren 1892–1944, übers. I. Muehlon und S. Stölzel, Diogenes 2004)
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Farmelo, G. (2016). Dezember 1933. In: Der seltsamste Mensch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49950-4_18
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