Zusammenfassung
Mein Forschungsinteresse entstand während meines Psychologiestudiums. Im Rahmen eines Forschungspraktikums kam ich zum ersten Mal mit qualitativer Forschung in Kontakt. Schnell stand die Entscheidung fest, eine qualitativ-sozialwissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben, auch wenn mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, zu welchem Thema ich forschen wollte. Diese Frage klärte sich etwa ein Jahr später, als sich mein Bekanntenkreis um eine transsexuelle Frau erweiterte. Ich hatte schon vereinzelt vom Phänomen der Transsexualität gehört, doch die persönliche Begegnung eröffnete mir einen erfahrungsbasierten Zugang zu diesem Thema. Der Begriff „Transsexualität“ erschien mir dadurch immer missverständlicher: Im Mittelpunkt dieses Phänomens steht nämlich nicht – wie ich bisher dachte – die sexuelle Orientierung, sondern ein Gefühl der Nichtübereinstimmung der eigenen Geschlechtsidentität mit der Geschlechtskategorie, der man bei Geburt zugeordnet wurde. Beispielsweise wurde meine Freundin bei ihrer Geburt als „männlich“ klassifiziert, empfindet sich selbst jedoch seit ihrer Kindheit als Frau und möchte als solche leben, gesehen, eingeordnet und anerkannt werden. Im Folgenden soll daher der Begriff „Transidentität“ verwendet werden.
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Dieses Phänomen wird als „Mann-zu-Frau-Transidentität“ (auch abgekürzt als MzF) bezeichnet. Ist die Ausgangskategorie „weiblich“, die empfundene Geschlechtsidentität jedoch „männlich“, wird von „Frau-zu-Mann-Transidentität“ (FzM) gesprochen. Dies sind zwei bekanntere, jedoch bei Weitem nicht alle Varianten des Phänomens Transidentität.
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Thater, I. (2016). Alltagstest für Transidente. In: Wintzer, J. (eds) Qualitative Methoden in der Sozialforschung. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-47496-9_7
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