Wasser als Quelle des Lebens nimmt in vielen religiösen Traditionen eine zentrale Stelle ein, in einigen, wie der christlichen Überlieferung und Praxis bis heute, in dezidierter Verbindung von Wasser und Geist. Dabei ist die Ambivalenz des Wassers durchaus präsent, die Bandbreite der Erzählungen reicht von der Erfahrung des Todeswassers über die des von Schuld reingewaschenen Werdens bis zu der des neuen Leben derer, die aus Wasser und Geist erneut bzw. „von oben geboren werden“ (Johannesevangelium 3,5). Auf diese Weise werden natürliche Eigenschaften des Wassers, gerade auch seiner heilenden Kraft, mit menschlichen Grunderfahrungen und ihrer transzendierenden Bewegung in Verbindung gebracht. Den Grad der Verbindung (von rein äußerlich bis magisch) bestimmen die einzelnen Traditionen, auch innerhalb des Christentums, ganz unterschiedlich.