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Verpfändung und Speichermiete in den Tabulae Pompeianae Sulpiciorum

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Facetten des römischen Pfandrechts

Zusammenfassung

„Im Archiv der Sulpizier befinden sich Vertragsurkunden, die eine Kombination aus Darlehen, Verpfändung von eingelagerten Lebensmitteln und der Anmietung des Speichers, in dem das Pfandgut lagert, belegen. Der Beitrag geht der Frage nach, warum gerade der Pfandgläubiger die Mietverträge abschließt.“

Abgekürzt zitiert werden im Folgenden: Bove, Documenti di operazioni finanziarie dall’archivio dei Sulpici, 1984 (Bove, Documenti); Camodeca, Tabulae Pompeianae Sulpiciorum (TPSulp.), Bd. 1, 1999 (Camodeca I); ders., Puteoli porto annonario e il commercio del grano in età imperiale, in: Le ravitaillement en blé de Rome et des centres urbains des débuts de la république jusqu‘àu haut empire, 1991, S. 103 (Camodeca, Puteoli); Gröschler, Die Mittel der Kreditsicherung in den tabulae ceratae, in: Verboven/Vandorpe/Chankowski, Pistoi dia tèn technèn – Bankers, Loans and Archives in the Ancient World, 2008, S. 301 (Gröschler, Kreditsicherung); Jaschke, Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des antiken Puteoli, 2010; Krämer, Das besitzlose Pfandrecht, 2007 (Krämer, Pfandrecht); Rickman, Roman Granaries and Store Buildings, 1971 (Rickman, Granaries); Schanbacher, Die Konvaleszenz von Pfandrechten im klassischen römischen Recht, 1987 (Schanbacher, Konvaleszenz); Wolf/Crook, Rechtsurkunden in Vulgärlatein aus den Jahren 37–39 n. Chr., in: Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften – Philosophisch-historische Klasse, 1989 (Wolf/Crook, Rechtsurkunden); Wolf, Neue Rechtsurkunden aus Pompeji, 2010 (Wolf, Neue Rechtsurkunden).

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Notes

  1. 1.

    Vgl. zu ihm hier nur Camodeca I, S. 22 ff.; Wolf, Neue Rechtsurkunden, S. 26 ff.

  2. 2.

    = TP 15 = TPN 43. Die TPSulp. werden hier nach der Edition von Camodeca I wiedergegeben; zu den verwendeten diakritischen Zeichen vgl. dort, S. 47 f.

  3. 3.

    Zum Namen Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 15 f.

  4. 4.

    Warum sich diese Urkunde und die folgenden im Archiv der Sulpizier befinden, ist nicht ganz sicher. C. Sulpicius Faustus zeichnete die Urkunde als Zeuge (Tafel II, S. 4; Camodeca I, S. 136). In weiteren Urkunden aus dem Jahr 38 (TPSulp. 67 = TPN 58) und 39 (TPSulp. 68 = TPN 59) verspricht C. Novius Eunus dem Hesychus, nach dem Tode des Euenus Primianus mittlerweile Sklave des Kaisers Caligula, oder C. Sulpicius Faustus 1.130 bzw. 1.250 Sesterzen zurückzuzahlen. Womöglich handelt es sich hierbei um Restsummen aus den hier beurkundeten Darlehen, und die Sulpizier übernahmen die Abwicklung der puteolanischen Geschäfte des Hesychus, dessen neuer Herr ihn vielleicht abberufen hatte, vgl. Bove, Documenti, 43 ff.; Camodeca I, S. 166 f.; Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 22 f.; zum Verhältnis zwischen Hesychus und C. Sulpicius Faustus anders Serrao, Sodalitas VII, 3605, 3614 f.

  5. 5.

    Zum Sinn dieser Kombination vgl. hier nur Gröschler, TR 74 (2006) 261 ff.

  6. 6.

    Die Urkunde bezeichnet das gewährte Recht auch als arrabo, offenbar als Synonym zu pignus, vgl. dazu Gellius noct. att. 17, 2, 21 mit Jakab, Risikomanagement beim Weinkauf, 2009, S. 101 ff., 108 f.; auch Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 18 f. Fn. 57; Gröschler, Kreditsicherung, S. 317 f., und jetzt eingehend Abatino, TR 80 (2012) 311 ff.

  7. 7.

    Zur Umrechnung Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 18 Fn. 56, mit Verweis auf Duncan/Jones, The Economy of the Roman Empire, 2. Aufl. 1982, S. 370 f. (1 modius = ca. 6,74 kg).

  8. 8.

    Die Lesung der Urkunde ist in Bezug auf diesen Inhalt unzweifelhaft. Das Datum jedoch wurde an den Rändern und in der scriptura interior mit dem vierzehnten Tag vor den Julikalenden (XIV k Iul), also dem 18. Juni angegeben, in der scriptura exterior dagegen mit dem vierten Tag vor den Julikalenden (quartum kalendas Iulias), also dem 28. Juni. Dass das frühere Datum zweifach belegt und es wahrscheinlicher ist, dass der Schreiber einmal ein decimum vergessen als zweimal ein „X“ zuviel geschrieben hat, spricht dafür, dass die Urkunde am 18. Juni aufgesetzt wurde; so auch Bove, Documenti, S. 34, 35 f.; Camodeca I, S. 137; Krämer, Pfandrecht, S. 315. Anders noch Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 17, 26 f.; wie hier aber nun auch Wolf, Neue Rechtsurkunden, 77.

  9. 9.

    TPSulp. 52 = TP 16 = TPN 44.

  10. 10.

    Bemerkenswerterweise trafen ab Anfang Juni die ersten Schiffe mit alexandrinischem Weizen in Pozzuoli ein; Camodeca I, S. 183. Chevreau, FS Knütel, 2009, S. 183, 195, nimmt dies als Indiz dafür, dass Euenus Primianus an Gaius Novius Eunus ursprünglich ein Seedarlehen von 10.000 Sesterzen ausgegeben hatte und es sich bei der später anerkannten Schuld von 3.000 Sesterzen um dessen Zinsen handelte; letzteres stützt sie auf entsprechende Angaben des Zinssatzes in den Gerichtsreden des Demosthenes. Als Pfand diente dann der mit den Darlehensvaluta erworbene Weizen. Für die hier behandelten Fragen hat diese plausible (ablehnend aber Verhagen, TR 79 (2011) 1, 35 f.) These keine Relevanz.

  11. 11.

    TPSulp. 45 = TP 7 = TPN 86.

  12. 12.

    Camodeca I, S. 122.

  13. 13.

    Camodeca I, S. 139.

  14. 14.

    = TP 8 = TPN 45.

  15. 15.

    = TP 69 = TPN 69.

  16. 16.

    = TP 44, 46 = TPN 87.

  17. 17.

    Wolf, SZ 118 (2001) 73, 115, liest „eum“.

  18. 18.

    Wolf, SZ 118 (2001) 73, 115, liest „C Sulpicio Fausto“ und bezeichnet die Lesung der gesamten Zeile 10 als„reine Konjekturen“.

  19. 19.

    Camodeca I, S. 142.

  20. 20.

    In der Spätklassik ist das sicher nicht mehr der Fall, vgl. nur Ulp. D. 13, 7, 1 pr.

  21. 21.

    So ohne Weiteres Bove, Documenti, S. 39; Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 20; Krämer, Pfandrecht, S. 316; Camodeca I, S. 141; Verhagen, TR 79 (2011) 1, 28; Gröschler, Kreditsicherung, S. 315.

  22. 22.

    So Schanbacher, SZ 123 (2006) 49, 68 f.

  23. 23.

    Nach Ansicht von Gröschler, Kreditsicherung, S. 315, Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 20, und Krämer, Pfandrecht, S. 320, belegt TPSulp. 51 eine besitzlose Verpfändung, weil der Verpfänder mit penes me auf seinen eigenen Besitz hinweise und der Pfandgläubiger den Besitz am Pfandgut erst mit dem später geschlossenen Speichermietvertrag erworben habe. Das vermag kaum zu überzeugen: Sofern penes me überhaupt auf den Besitz des Verpfänders verweist (dazu sogleich), würde er nur für den Zeitpunkt des Verpfändungsaktes behauptet, was keineswegs ausschlösse, dass der Besitz im Zuge dieses Aktes übertragen wird.

  24. 24.

    Weniger aussagekräftig ist D. 10, 4, 5 pr. Ulp. 24 ad ed. Celsus scribit: si quis merces, quas exvehendas conduxit, in horreo posuit, cum conductore ad exhibendum agi potest; item si mortuo conductore heres existat, cum herede agendum: sed si nemo heres sit, cum horreario agendum: nam si a nullo, inquit, possidentur, verum est aut horrearium possidere aut certe ille est, qui possit exhibere. idem ait: quomodo autem possidet qui vehendas conduxit? an quia pignus tenet? – quae species ostendit etiam eos, qui facultatem exhibendi habent, ad exhibendum teneri. Celsus, den Ulpian zitiert, lässt offen, ob der Frachtführer Besitzer der eingelagerten Ware war, und auch für Ulpian kommt es darauf nicht an, weil auf Vorlegung verklagt werden kann, wer zur Vorlegung imstande ist, ohne dass er im Rechtssinne Besitzer sein muss. Immerhin wird Besitz des horrearius nur in Betracht gezogen, wenn der Frachtführer erbenlos verstirbt; Besitz des locator wird überhaupt nicht erwogen.

  25. 25.

    Vgl. auch noch Paul. D. 41, 2, 1, 21 a.E. zur Übergabe eingelagerten Weines durch Übergabe der Schlüssel zum Weinkeller.

  26. 26.

    Das vermuten Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 20; Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 310 f.

  27. 27.

    Jaschke, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, S. 54.

  28. 28.

    Jaschke, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, S. 52 f. Dies entspricht offenbar dem typischen Aufbau, vgl. Rickman, Granaries, für Ostia (S. 15 ff.), Rom (S. 87 ff.) und die Provinzen (S. 123 ff.).

  29. 29.

    Rickman, Granaries, S. 34. Unrichtig daher Wubbe, SZ 76 (1959) 508, 511, demzufolge die einzelnen Lagerräume nicht (nie?) abgeschlossen waren. Vgl. auch Paul. D. 1, 15, 3, 2, doch macht diese Quelle entgegen Rickman, Granaries, S. 206, und Cannata, SDHI 30 (1964) 235, 250, keinen Beweis dafür, dass Speicherräume immer einzeln abschließbar waren, weil Paulus zum einen ausdrücklich nur über die Einlagerung wertvollster (!) Dinge spricht und zum anderen zugleich von horrea und insulae, weshalb nicht eindeutig ist, ob sich cella effringitur (auch) auf die horrea bezieht. Paul. D. 19, 2, 56 behandelt zwar Fälle, in denen Mieter ihre Speicherräume verschlossen hatten, beweist aber ebenfalls nicht, dass dies immer möglich war.

  30. 30.

    Dazu etwa Klinck, Erwerb durch Übergabe an Dritte, 2004, S. 31 ff.

  31. 31.

    So, freilich ohne nähere Begründung, auch Krämer, Pfandrecht, S. 319 f.; Wolf SZ 118 (2001) 73, 115; Camodeca I, S. 141; Chevreau, FS Knütel, 2009, S. 183, 188 f.; Macqeron, Mél. Aubenas, 1974, S. 517, 518; Gröschler, in: Verboven/Vandorpe/Chankowski, Pistoi dia tèn technèn – Bankers, Loans and Archives in the Ancient World, 2008, S. 301, 314; Bove, Documenti, S. 15, 21, 37 f.

  32. 32.

    Vgl. dazu noch unten IV.

  33. 33.

    Camodeca I, S. 142. Bei TPSulp. 79 fehlt leider das Täfelchen mit den Zeugennamen und -siegeln.

  34. 34.

    Camodeca I, S. 182, und ders., Puteoli, S. 107: Bei vertretbaren Sache Identifizierung über das Quantum, erst bei dessen Bestimmung taugliches Pfandobjekt. Ähnlich Chevreau, FS Knütel, 2009, S. 183, 189 („metérialisation de la datio pignoris“).

  35. 35.

    So Wolf, SZ 118 (2001) 73, 114; ders., Neue Rechtsurkunden, 128.

  36. 36.

    So, freilich ohne nähere Ausführungen, auch bereits Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 21; Camodeca, Puteoli, S. 104 f.; Chevreau, FS Knütel, 2009, S. 183, 190; eingehender bereits Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 310 ff.

  37. 37.

    Vgl. dazu neben den Nachweisen bei Kaser, Das römische Privatrecht, Bd. 1, 2. Aufl. 1971, § 110 II 1 b, aus jüngerer Zeit Schanbacher, SZ 123 (2006) 49 ff.; Krämer, Pfandrecht.

  38. 38.

    Als Ungereimtheit bezeichnet dies Krämer, Pfandrecht, S. 332, der (ebd., S. 334 ff.) daher die Lesung des Datums durch Camodeca anzweifelt und stattdessen annimmt, der Mietvertrag sei nach dem 15. Mai abgeschlossen worden, nachdem nämlich der Schuldner das Darlehen nicht zurückgezahlt habe und der Gläubiger aufgrund der Verpfändungsabrede zum Verkauf des Getreides berechtigt gewesen sei. Daher zahle der Gläubiger auch den vollen Mietzins und werde der Schuldner als Eigentümer nicht genannt. Die Lesung des Datums gibt Camodeca I, S. 125, zwar selbst als unsicher an (vgl. auch Wolf, SZ 118 (2001) 73, 115: „kann ich nicht bestätigen“, sowie Bove, Documenti, S. 65 f., der nur „…as“ liest), als sicher aber die Lesung „ma“ und „ias“ mit einer Lücke für zwei Buchstaben. Bei diesem Befund scheidet die Lesung „maias“ aus. Ihm zu misstrauen besteht kein hinreichender Grund, zumal sich die Tatsache, dass der Gläubiger den vollen Mietzins zahlt, durchaus auch für die Zeit vor Pfandreife erklären lässt, dazu sogleich III.

  39. 39.

    Dafür ohne weiteres Schanbacher, SZ 123 (2006) 49, 68 f.; Krämer, Pfandrecht, S. 320; Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 20 f.; Verhagen, TR 79 (2011) 1, 28; Gröschler, Kreditsicherung, S. 315; Macqeron, Ét. Kayser, 1979, S. 199, 210.

  40. 40.

    In den Quellen wird, soweit ersichtlich, der Besitzwechsel durch Anweisung an den Detentor nicht als solcher behandelt. Nicht ergiebig ist insoweit etwa Pap. D. 43, 16, 18 pr.: Der Verkäufer eines vermieteten Grundstücks hatte dem Mieter verboten, das Grundstück zu betreten, und den Käufer angewiesen, sich in die vacua possessio zu setzen; hindert ihn der Mieter daran, kann der Verkäufer, nicht etwa schon der Käufer, das Interdikt unde vi anstellen. Dass also der Käufer keinen Besitz erlangt hatte, lässt sich schon damit erklären, dass er nach der Parteiabrede den offenen Besitz ergreifen sollte – ein ganz anderer Fall als eine Besitzübertragung durch Anweisung an den Lagerhalter; ebenso Pomp. D. 41, 2, 33. Entsprechendes gilt für Marcell. D. 41, 2, 20: Folgt der Entleiher einer vom Verleiher an einen Dritten verkauften Sache der Anweisung des Verleihers, die Sache an den Käufer herauszugeben, nicht, ist umstritten, ob „der Eigentümer“ dadurch den Besitz verliert; über einen schon vor Herausgabe eintretenden Besitzübergang für den Fall, dass der Entleiher zur Herausgabe an den Erwerber bereit ist, wird damit nichts gesagt. Am nächsten kommt dem vorliegenden Fall neben der besprochenen Schlüsselübergabe wohl die Anweisung an den Schuldner, die geschuldeten Münzen einem Dritten zu zahlen, womit nach Paul. D. 41, 2, 1, 21 der Besitz an den Münzen übergeht, ohne dass deutlich würde, ob zunächst an den anweisenden Gläubiger oder sogleich an den Dritten.

  41. 41.

    Camodeca I, S. 123 f.; ders., Puteoli, S. 105. Krämer, Pfandrecht, S. 319, hält mit Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 21, und Wolf, SZ 118 (2001) 73, 115, für wahrscheinlicher, dass der Schuldner gegenüber dem Vermieter den wahren Mietzins getragen hat. Das würde aber wohl voraussetzen, dass der zwischen ihnen geschlossene Mietvertrag fortbesteht; warum dann, wie Krämer meint, nur noch der Pfandgläubiger Zugang zu den Speicherräumen haben sollte, bleibt unklar.

  42. 42.

    D. 20, 2, 3 Ulp. 73 ad ed. Si horreum fuit conductum vel devorsorium vel area tacitam conventionem de invecits illatis etiam in his locum habere putat Neratius; quod verius est.

  43. 43.

    Darauf verweist für die vorliegend untersuchten Fälle beiläufig bereits Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 310.

  44. 44.

    Vgl. die lex horreorum in FIRA Nr. 145 c.

  45. 45.

    Schanbacher, Konvaleszenz, S. 59.

  46. 46.

    Vgl. auch noch Ulp. D. 20, 1, 14 pr. und heute § 1209 BGB.

  47. 47.

    Vgl. zur Abgrenzung Gai. D. 20, 4, 11, 2: Das früher begründete Pfandrecht geht dem Verpächterpfandrecht vor. Nicht hierher gehört – entgegen Rickman, Granaries, S. 207– Scaev. D. 20, 4, 21, 1: Ein Marmorhändler hatte einem Darlehensgläubiger Marmorblöcke verpfändet, in die der procurator exactioni praepositusofficium suum exstendit“, als der Händler die Miete für Räume im kaiserlichen Speicher schuldig bleibt. Scaevola gibt dem Darlehensgläubiger den Vorrang. An den Marmorblöcken bestand aber kein Pfandrecht wegen der Speichermiete, denn dass sie in einem Speicher eingelagert worden waren, ist schon für sich genommen unwahrscheinlich; wären sie es gewesen, hätte der procurator seine Amtsbefugnisse nicht eigens auf sie „ausdehnen“ müssen, sondern schlicht das Pfandrecht geltend machen können.

  48. 48.

    Vgl. Duncan-Jones, The Economy of the Roman Empire, 2. Aufl. 1982, S. 145 f., 345 f., und Rickman, The Corn Supply of Ancient Rome, 1980, S. 151 ff., 239 f. Dagegen gehen Camodeca I, S. 140 Fn. 27, ders., Puteoli, S. 107, und Wolf/Crook, Rechtsurkunden, S. 19 von einem Mindestpreis von drei Sesterzen aus, der aber wohl nur für Rom anzunehmen ist. Hier dagegen wird der Wert noch dadurch geschmälert, dass das Pfand erst am 15. Mai verkauft werden darf und für Anfang Juni bereits die Schiffe mit frischem Weizen aus Alexandria erwartet werden; Camodeca I, S. 183.

  49. 49.

    Frühester eindeutiger Beleg für eine sogleich dinglich wirksame Bestellung eines zweiten Pfandrechts an derselben Sache ist Marcell. D. 44, 2, 19: Schanbacher, Konvaleszenz, S. 29 ff.; Kaser, SZ 78 (1961) 462, 469, mit Miquel, AHDE 29 (1959) 229, 237 ff., gegen Manigk RE 9, 302 f. (s.v. hyperocha), der eine mehrfache Verpfändung mit Paul. D. 20, 4, 13 für Nerva und Proculus und mit Proc. D. 20, 4, 14 für Plautius belegt sieht. Nach Ansicht von Manigk, Pfandrechtliche Untersuchungen, Bd. 1, 1904, S. 41, und Tondo, Convalida del pegno e concorso di pegni successivi, 1959, S. 155, und, soll nach Paul. D. 20, 3, 3 auch bereits Aristo die Mehrfachverpfändung anerkannt haben; hiergegen Kaser, SZ 78 (1961) 462, 469 f.; Miquel, AHDE 29 (1959) 229, 240 ff.; Schanbacher, Konvaleszenz, S. 34, und schon Herzen, Mél. Gérardin, 1907, S. 299, 300 ff.

  50. 50.

    Die Formel der den Pfandgläubiger gegenüber Dritten schützenden actio Serviana verlangte, dass sich die verpfändete Sache im Zeitpunkt der Verpfändungsabrede in bonis des Verpfänders befand, Lenel, Das edictum perpetuum, 3. Aufl. 1927, § 267 mit Quellen in Anm. 1 (etwa Gai. D. 20, 1, 15, 1); gelangte sie erst später in das Vermögen des Verpfänders, wurde dem Pfandgläubiger eine actio utilis gewährt, Lenel, a.a.O., Fn. 9 (mit Paul. D. 13, 7, 41 und Mod. D. 20, 1, 22).

  51. 51.

    Dernburg, Das Pfandrecht nach den Grundsätzen des heutigen römischen Rechts, Bd. 1, 1860, S. 264 f.; Koschacker, Scritti Ferrini, 1948, S. 231, 233 ff.; Kaser, SZ 78 (1961) 462, 470; ders. St. Grosso, Bd. 1, 1968, 27, 35; ders. TR 44 (1976) 233, 266; Tondo, Convalida del pegno e concorso di pegni successivi, 1959, S. 133 ff., 217 ff.; Miquel, AHDE 29 (1959) 229, 250 ff.; Wieling, in: Sturm (Hrsg.), Wahlfach Examinatorium 12– Römisches Recht, 1977, S. 78, 81; Ankum/Gessel-de Roo/Pool, SZ 104 (1987), 238, 378; Wacke, SZ 115 (1998), 438, 457, 459. Vgl. die umfassenden Nachweise bei Schanbacher, Konvaleszenz, S. 23 Fn. 72, der selbst, 39 f., 202, annimmt, das zweite Pfandrecht entstehe erst, wenn die Sache in bonis des Verpfänders gelange, worunter das pfandfreie Vermögen zu verstehen sei. AA noch Manigk RE s.v. pignus, Sp. 1280 (nur die Verwertung sei bedingt gewesen, doch heißt es pignus convalescere“) und Windscheid, Zeitschrift für Civilrecht und Prozeß, n.F. Bd. 3 (1847), S. 424, 428 (das Pfandrecht des Maevius sei zuvor nur Dritten gegenüber wirksam gewesen, hätte aber erst nach Befriedigung des Titius auch diesem gegenüber wirksam werden können).

  52. 52.

    Zum Pfandrecht an der hyperocha etwa Manigk RE s.h.v.

  53. 53.

    Zum Verhältnis Miquel, AHDE 29 (1959) 229, 258 ff.; Kaser, St. Grosso, Bd. 1, 1968, S. 27, 40 ff.

  54. 54.

    Ankum/Gessel-de Roo/Pool, SZ 104 (1987) 238, 380; Wieling, in: Sturm (Hrsg.), Wahlfach Examinatorium 12– Römisches Recht, 1977, S. 78, 82; Miquel, AHDE 29 (1959) 229, 254.

  55. 55.

    Dass es für die Wirksamkeit des zweiten Pfandrechts auf die bona fides des Käufers ankommen soll, steht in gewissem Widerspruch dazu, dass jedenfalls Papinian in D. 20, 1, 1, 2 und D. 41, 3, 44, 5 die Ersitzung der Pfandfreiheit verneint. Koschacker, Scritti Ferrini, 1948, S. 231, 253 f., Rabel, Grundzüge des römischen Privatrechts, 2. Aufl. 1955, S. 161, und Miquel, AHDE 29 (1959) 229, 247, halten den Satz für eine in den Text geratene Glosse; für eine Interpolation Wieling, in: Sturm (Hrsg.), Wahlfach Examinatorium 12– Römisches Recht, 1977, S. 78, 83 f., und noch Schanbacher, Konvaleszenz, S. 27 ff. Kaser, St. Grosso, Bd. 1, 1968, S. 27, 36 Fn. 32, erwägt, dass hier nicht von einer Konvaleszenz des Pfandrechts, sondern von einer actio de dolo des Maevius die Rede und „der Rest auf ungeschickte Weise weggeschnitten worden“ sei. Ankum/Gessel-de Roo/Pool, SZ 104 (1987) 238, 378 mit Fn. 459, und Wacke, SZ 115 (1998) 438, 457, nehmen an, hier äußere sich Afrikan selbst kritisch-einschränkend zur Entscheidung seines Lehrers Julian.

  56. 56.

    So, freilich ohne Quellenbezug, Kaser, St. Grosso, Bd. 1, 1968, S. 27, 49.

  57. 57.

    Vgl. D. 42, 8, 6, 7 Ulp. 66 ad ed. … Qui vero post bona possessa debitum suum recepit, hunc in portionem vocandum exaequandumque ceteris creditoribus: neque enim debuit praeripere ceteris post bona possessa, cum iam par condicio omnium creditorum facta esset.

  58. 58.

    Ulp. D. 13, 7, 26 pr.; Marc. D. 42, 5, 35. Für interpoliert hält diese Fragmente Solazzi, Il concorso die creditori nel diritto romano, Bd. 1, 1937, S. 208 ff., der die Existenz eines solchen Pfandrechts bei der vollstreckungsrechtlichen missio in bona bestreitet.

  59. 59.

    Auf Grundlage der von Schanbacher, Konvaleszenz, S. 39 ff., S. 202, für Afr. D. 20, 4, 9, 3 entwickelten Ansicht, dass nach Julian eine mit einem Pfandrecht belastete Sache nicht in bonis debitoris ist, könnte man freilich auch hier zu dem Ergebnis gelangen, dass das Nachpfandrecht nicht zur Entstehung gelangte, weil das Pfandgut zunächst mit einem Pfandrecht des Speichervermieters, sodann mit dem prätorischen Pfandrecht des in die Güter des Schuldners eingesetzten Gläubigers belastet war – es sei denn, man ginge davon aus, dass das prätorische Pfandrecht von vornherein solche Sachen nicht erfasst, die bei der missio in bona bereits mit einem anderen Pfandrecht belastet waren.

  60. 60.

    Kaser, St. Grosso, Bd. 1, 1968, S. 27, 45, mit Nachw. und Quellen (etwa Pap. D. 20, 5, 1)

  61. 61.

    Bejahend Kaser, St. Grosso, Bd. 1, 1968, S. 27, 51 ff., gegen d’Ors, St. Biondi, Bd. 1, 1965, S. 215 ff.

  62. 62.

    Vgl. dazu Kaser, St. Grosso, Bd. 1, 1968, S. 27, 45 ff.

  63. 63.

    So auch Rickman, Granaries, S. 204, 209; Wubbe, SZ 76 (1959) 508, 511; Cannata, SDHI 30 (1964) 235, 244 ff.; Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 301 ff.

  64. 64.

    Mit einigen Abweichungen parallel überliefert in Coll. 10, 9 als Fragment aus den Responsen des Paulus mit dem Zusatz Paulus respondit: satis praepositam constitutionem declarare his, qui horrea locant, maiorem vim imputari non posse.

  65. 65.

    Ebenso bereits Thomas, RIDA 6 (1959) 372, 377 ff., ders., RIDA 13 (1966) 353 ff., und dem Grundsatz nach auch Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 301 ff., der aber C. 4, 65, 1 und C. 4, 65, 4, auf den „Lagerhalter“ bezieht. Ablehnend Rickman, Granaries, S. 202. Nach Alzon, Problèmes relatifs à la location des entrepôts en droit romain, 1965, S. 14 ff., bezeichnet horrearius nur den concierge des Speichergebäudes, niemals den Vermieter; ablehnend dazu Thomas, RIDA 13 (1966) 353, 357 ff., Kaden, SZ 84 (1967) 481 ff., Cannata, Iura 18 (1967) 267, 278  f., und Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 306 f.

  66. 66.

    Dazu Lab. D. 19, 2, 60, 6 und das epigrahische Beispiel in FIRA Nr. 145 a.

  67. 67.

    Wubbe, SZ 76 (1959) 508, 519, Cannata, SDHI 30 (1964) 235, 256 ff., und Wacke, Labeo 26 (1980) 299, 304, halten den Schlusssatz von C. 4, 65, 4 für interpoliert. Dass der dominus horrei custodes stellte, ohne selbst für custodia zu haften, lässt sich freilich ohne weiteres vorstellen: Er mag das Speichergebäude samt custodes (Sklaven) an einen horrearius vermietet haben, der seinerseits die einzelnen Speicherräume untervermietete und die custodes einsetzte, um seine eigene custodia-Haftung zu erfüllen. Ausliefern (exhibere), nämlich zur Befragung unter Folter (Paul. D. 1, 15, 3, 2 und D. 19, 2, 55 pr.), konnte die Sklaven nur ihr Eigentümer. Entgegen Wacke, a.a.O., mag die custodia-Haftung hier entgegen Ulp. D. 50, 17, 23 a. E. ausnahmsweise die Haftung für einen Raub durch Dritte eingeschlossen haben; Cannata, SDHI 30 (1964) 235, 259 ff., will bei der custodia-Haftung des horrearius insoweit nach verschiedenen Arten des Diebstahls differenzieren.

  68. 68.

    Dazu Chevreau, FS Knütel, 2009, S. 183, 190 ff.

  69. 69.

    Vgl. im vorliegenden Zusammenhang bereits andeutungsweise Bove, Documenti, S. 39 f.

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Klinck, F. (2015). Verpfändung und Speichermiete in den Tabulae Pompeianae Sulpiciorum . In: Harke, J. (eds) Facetten des römischen Pfandrechts. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44989-9_4

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