Zusammenfassung
Muss ein Unternehmen seine Kunden darüber aufklären, dass das Tropenholz, aus dem die Gartenmöbel sind, aus Plantagen stammt? Stellt es eine Irreführung dar, wenn ein Unternehmen mit seiner Mitgliedschaft in einem CSR-Netzwerk wirbt und nicht darüber aufklärt, dass damit keine Garantie über die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards verbunden ist, sondern lediglich ein Bemühen um Verbesserung solcher Umstände erreicht werden soll? Wer solche Fragen stellt, muss sich mit dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) beschäftigen. Das UWG hat u. a. den Sinn, grundlegende Anforderungen an die externe Kommunikation von Unternehmen zu stellen, um die Rationalität der Kundenentscheidung zu schützen. Werbliche Kommunikation und Verkaufsgespräche dürfen daher nicht irreführen, nicht in aggressiver Weise die Kunden beeinflussen oder zu stark in deren Privatsphäre eindringen. CSR verlangt eine ehrliche und glaubwürdige Marketingkommunikation. Das UWG flankiert also nur moralische Grundsätze, die sich aus einer CSR-Verantwortung der Unternehmen ohnehin ergeben. Im Zentrum stehen dabei das Verbot der irreführenden Werbung und die Frage nach etwaigen Aufklärungspflichten über die ökologischen und sozialen Umstände der Produktion. Der Beitrag untersucht neben der bereits seit langem bekannten Umweltwerbung und dem CSR-Labelling auch spezielle Formen des CSR-Marketings wie etwa das Cause-related Marketing, das Social Marketing und die Cause Promotion.
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- 1.
Zur BCSI siehe http://www.bsci-intl.org/.
- 2.
Die Kernarbeitsnormen der International Labour Organization sind abrufbar unter: http://www.ilo.org/berlin/arbeits-und-standards/kernarbeitsnormen/lang-de/index.htm.
- 3.
Vgl. BSCI Code of Conduct Stand Jan. 2014, S. 3 unter Gliederungspunkt IV.
- 4.
Verordnung (EG) Nr. 864/2007.
- 5.
Köhler/Bornkamm/Köhler (2015), Einleitung Rn. 5.33–5.36.
- 6.
Vgl. Regierungsentwurf zur UWG-Novelle 2008, BT-Drs. 16/10145, 21; Köhler/Bornkamm/Köhler (2015), § 2 Rn. 47 f.
- 7.
Dies ergibt sich aus Erwägungsgrund 7 der UGP-Richtlinie der EU, die dem UWG in der aktuellen Fassung vom Jahr 2008 zugrunde liegt.
- 8.
Henning-Bodewig, WRP 2011, 1014 (1023).
- 9.
Richtlinie Nachhaltigkeitsberichterstattung (2014).
- 10.
- 11.
Richtlinienvorschlag Nachhaltigkeitsberichterstattung (2013), S. 2.
- 12.
- 13.
Siehe unter www.mobilekids.de.
- 14.
Näher zu den anspruchsberechtigten Personen siehe Birk/Löffler (2012), Kap. 6.2.3.
- 15.
Näher zum Verfahren siehe Birk/Löffler (2012), Kap. 6.2.5.
- 16.
BGH, 20.10.1988 – I ZR 219/87, GRUR 1991, 548 (549) – Umweltengel.
- 17.
Grundlegend BGH, 20.10.1988 – I ZR 219/87, GRUR 1991, 548 (549) – Umweltengel.
- 18.
Verordnung (EG) Nr. 834/2007 vom 28.6.2007, ABl. EU 2007 L 189/1.
- 19.
BGH, 04.11.2010 – I ZR 139/09, GRUR 2011, 633 Rn. 26 – BIO TABAK; BGH, 13.09.2012 – I ZR 230/11, GRUR 2013, 401 Rn. 34 – Biomineralwasser.
- 20.
Um dem Verbraucher Orientierung im Siegel-Dschungel zu geben, gibt es verschiedene Initiativen, u. a. die Webseiten der Verbraucher Initiative e. V. unter www.label-online.de oder die Suchmaschine „Wegreen.de“.
- 21.
In der Regel werden Siegel wegen der Glaubwürdigkeit von Dritten vergeben. Ein unternehmenseigenes Siegel ist z. B. das „Eco-Siegel“ des Otto-Versand.
- 22.
Das wohl bekannteste staatliche Label ist das „Öko-Sechseck“ zur Kennzeichnung von Bio-Lebensmitteln.
- 23.
Das bekannteste, produktübergreifende CSR-Label dürfte das „Fair-Trade-Siegel“ des Vereins TransFair sein. Branchenbezogen ist etwa das „Öko-Tex-Standard-100-Siegel“ für Textilprodukte.
- 24.
Produktqualitätsbezogen ist z. B. das „Öko-Tex-Standard-100-Siegel“, indem es Textilen auf Schadstoffrückstände prüft. Herstellungsbezogen ist z. B. das Label „bluesign“ der schweizerischen bluesign technologies AG, das Grenzwerte für eine Vielzahl von chemischen Substanzen aufstellt.
- 25.
Ökologisch orientiert ist das „Öko-Tex Standard 100 Siegel“, sozialethisch orientiert das „Fair Trade-Siegel“.
- 26.
LG Stuttgart, 12.04.2006 – 42 O 8/06, BeckRS 2006, 11378.
- 27.
BGH, 09.06.2011 – I ZR 113/10, GRUR 2012, 215 Rn. 13 – Zertifizierter Testamentsvollstrecker.
- 28.
Cause-related Marketing erlebt in Deutschland eine gewisse Mode. Eine beispielhafte Aufzählung von Aktionen findet sich auf den Webseiten der UPJ unter: http://www.upj.de/Trends.30.0.html?&tx_ttnews[pointer]=1&cHash=b378532fc0.
- 29.
BGH, 26.10.2006 – I ZR 33/04, GRUR 2007, 247 Rn. 25 – Regenwaldprojekt I.
- 30.
BGH, 26.10.2006 – I ZR 33/04, GRUR 2007, 247 Rn. 25 (33) – Regenwaldprojekt I.
- 31.
BGH, 26.10.2006 – I ZR 33/04, GRUR 2007, 247 Rn. 34 – Regenwaldprojekt I.
- 32.
Bei der Pampers-Aktion „1 Packung = 1 Impfdosis“ wird pro Packung 5,4 Cent an UNICEF gespendet, was tatsächlich den Kosten einer Tetanus-Impfdosis entspricht. Die Vorstellungen der Verbraucher über die Höhe der Spende pro Packungskauf weichen davon aber in der Regel deutlich ab: vgl. Geißel (2011), Kap. 4.3.1.
- 33.
Siehe dazu http://www.unglobalcompact.org/Languages/german/.
- 34.
- 35.
Die ISO 26000 ist im Internet nicht kostenlos abrufbar. Die deutsche Version ist im Beuth Verlag erschienen.
- 36.
- 37.
Der Begriff wird definiert in § 2 Abs. 1 Nr. 5 UWG. Er hat Bedeutung für § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 6 UWG und die Nr. 1 und 3 des Anhangs zu § 3 Abs. 3 UWG.
- 38.
Siehe dazu http://www.werberat.de/verhaltensregeln.
- 39.
- 40.
Siehe dazu http://www.zaw.de/index.php?menuid=130.
- 41.
In den OECD Leitsätzen im „Abschnitt VIII. Verbraucherinteressen“ und in der ISO 26000 im Abschnitt „6.7.3 Konsumentenanliegen“.
- 42.
BGH, 09.09.2010 – I ZR 157/08, GRUR 2011, 431 – FSA-Kodex.
- 43.
BGH, 06.10.1999 – I ZR 92/97, GRUR 2006, 616 – Auslaufmodelle III.
- 44.
BGH, 17.07.2008 – I ZR 139/05, GRUR 2009, 73 – Telefonieren für 0 Cent!.
- 45.
BGH, 16.05.2012 – I ZR 74/11, GRUR 2012, 1275 Rn. 36 – Zweigstellenbriefbogen; Köhler/ Bornkamm/Bornkamm (2015), § 5a Rn. 29b.
- 46.
BGH, 09.05.1980 – I ZR 76/78, GRUR 1980, 858 – Asbestimporte.
- 47.
Vgl. Kroeber-Riehl/Gröppel-Klein (2013), 4. Teil B.
- 48.
- 49.
Siehe dazu Memorandum Product Carbon Footprint des BMU.
- 50.
Memorandum Product Carbon Footprint des BMU, S. 32.
- 51.
Literatur
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Birk, A. (2014): Irreführung über CSR – Informationspflichten über CSR?. In: Hilty, R./Henning-Bodewig, Fr.: Corporate Social Responsibility. Berlin – Heidelberg: Springer.
Birk, A. (2015): Corporate Social Responsibility im Lauterkeitsrecht. In: Fezer, K.-H. (Hrsg.), Lauterkeitsrecht – UWG, Zweiter Teil S 17. München: C. H. Beck.
Birk, A./Löffler, J. (2012): Marketing- und Vertriebsrecht. München: Vahlen.
Düwell, M./Hübenthal, Ch./Werner, M. (2011): Handbuch Ethik. Stuttgart – Weimar: J. B. Metzler.
Geißel, T. (2011): Cause Related Marketing – Bestimmung erfolgskritischer Faktoren. Hamburg: Diplomica Verlag.
Henning-Bodewig, Fr. (2011): Der „ehrbare Kaufmann“ – Corporate Social Responsibility und das Lauterkeitsrecht. In: Wettbewerb in Recht und Praxis (WRP) 2011, S. 1014–1023.
Hentze J./Thies B. (2012): Unternehmensethik und Nachhaltigkeitsmanagement. Bern – Stuttgart – Wien: Haupt UTB.
Köhler, H./Bornkamm, J. (2015): Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. München: C. H. Beck.
Kotler, Ph. (2013): Good Works!. Offenbach: GABAL.
Kroeber-Riel, W./Gröppel-Klein, A. (2013): Konsumentenverhalten, München: Vahlen.
Memorandum Product Carbon Footprint des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) vom Dezember 2009, abrufbar unter http://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/memorandum_pcf_lang_bf.pdf.
Regierungsentwurf UWG-Novelle (2008): Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb, Bundestag Drucksache 16/10145 vom 20.08.2008, abrufbar unter: http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP16/142/14246.html.
Richtlinie Nachhaltigkeitsberichterstattung (2014): Richtlinie 2014/95/EU vom 22.10.2014 zur Änderung der Richtlinie 2013/34/EU im Hinblick auf die Offenlegung nichtfinanzieller und die Diversität betreffender Informationen durch bestimmte große Unternehmen und Gruppen, ABl. EU L 330/1.
Richtlinienvorschlag Nachhaltigkeitsberichterstattung (2013): Richtlinienvorschlag vom 16.04.2013 zur Änderung der Richtlinien 78/660/EWG und 83/349/EWG des Rates im Hinblick auf die Offenlegung nichtfinanzieller und die Diversität betreffender Informationen durch bestimmte große Gesellschaften und Konzerne, COM(2013) 207 final, abrufbar unter: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:52013PC0207.
Rom-II-VO: Verordnung (EG) Nr. 864/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Juli 2007 über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht (Rom II), abrufbar unter: http://eur-lex.europa.eu/homepage.html?locale=de.
Röhl, K. F./Röhl, H. C. (2008): Allgemeine Rechtslehre. Köln – München: Carl Heymanns Verlag.
UGP-Richtlinie: Richtlinie 2005/29/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2005 über unlautere Geschäftspraktiken, abrufbar unter: http://eur-lex.europa.eu/homepage.html?locale=de.
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Birk, A. (2015). CSR und Wettbewerbsrecht: Zulässigkeit von Umweltwerbung und CSR-Marketing. In: Walden, D., Depping, A. (eds) CSR und Recht. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44119-0_9
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