Zusammenfassung
Als Zoonosen bezeichnet man herkömmlicherweise Krankheiten, die vorwiegend bei Tieren vorkommen und nur von diesen auf Menschen übertragen werden. Früher war in der Begriffsbestimmung auch die Annahme vorhanden, daß die Zoonosen nur im Tierkörper entstehen. Diese Annahme ist natürlich mit der tieferen Einsicht in das Wesen der krankmachenden Substanz, die durch die Bakteriologie gewonnen wurde, weggefallen. Doch auch in anderer Beziehung entspricht der Ausdruck „Zoonose“ nicht einem scharf umschriebenen, mit dem Wesen einer bestimmten Krankheitsgruppe sich deckenden Begriff. Nennt man alle kontagiösen Erkrankungen Zoonosen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können und bei letzteren ähnliche Erscheinungen hervorrufen, so wird man hierher zu rechnen haben: die Wut, die Rotzkrankheit, Maul- und Klauenseuche, die Räude, die Vakzine, ferner die durch Zestoden verursachten Wurmkrankheiten. Mit einigem Rechte könnte man hierzu auch die Tuberkulose, sowie manche tropische Krankheit (Trypanosomenkrankheiten) rechnen. Andererseits müßte man die Aktinomykose, die weit häufiger als beim Menschen beim Tier vorkommt, aber nur ausnahmsweise von Tieren auf Menschen übertragen wird, nicht unter die Zoonosen rechnen. Wenn somit genaueres Eindringen in die Ätiologie und Pathogenese der Krankheiten dazu geführt hat, einen altüberkommenen Begriff ins Wanken zu bringen, so erscheint es doch zweckmäßig, als Zoonosen Krankheiten zusammenzufassen, die häufig beim Tier vorkommen, von diesem mehr oder weniger regelmäßig auf den Menschen übertragen werden und bei diesem ähnliche Erscheinungen wie beim Tier hervorrufen. Als solche Krankheiten werden hier geschildert: Aktinomykose, Rotz, Maul- und Klauenseuche, Trichinose, Milzbrand und Wut.
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Literatur
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Lommel, F. (1911). Zoonosen. In: Mohr, L., Staehelin, R. (eds) Infektionskrankheiten. Handbuch der Inneren Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-43178-8_26
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