Harnorgane

Zusammenfassung

Bedeutung morphologischer Konstitutionsanomalien der Nieren. Morphologisch manifeste Anomalien im Bereich des uropoëtischen Systems können gelegentlich eine eminent praktische Bedeutung gewinnen, mögen sie Jahre und Jahrzehnte hindurch unbemerkt und symptomlos bestanden haben. Es ist nur zu bekannt, wie wichtig die Feststellung einer kongenitalen Aplasie der Niere, einer Verschmelzung der beiden Nieren (Hufeisenniere, Kuchenniere) oder einer kongenitalen Dystopsie derselben werden kann, wenn aus irgendeinem Grunde ein opeṙativer Eingriff im Bereich des Urogenitalapparates in Frage kommt. Immer noch kehrt die Erfahrung wieder, daß die Erkenntnis einer solchen Anomalie im gegebenen Falle zu spät kam. Schon die Häufigkeit, mit der ein Arzt vor dieses Problem gestellt wird, enthält einen Hinweis darauf, daß eine kongenitale Mißbildung, eine Entwicklungshemmung im Bereiche des uropoëtischen Systems ebenso wie auch in anderen Organen eine gewisse allgemeine Disposition zu Erkrankungen derselben abgibt. Diese Auffassung, daß ein mißbildeter uropoëtischer Apparat als biologisch minderwertig eine allgemeine Krankheitsdisposition aufweist, wird ja auch von Adrian und v. Lichtenberg vertreten. Allerdings bietet bei Mißbildung einer Niere auch die andere normale Niere infolge der funktioneilen Überlastung eine gewisse Disposition, an Nephritis oder Tuberkulose zu erkranken (vgl. Secher).