Zusammenfassung
Der Ursprung unserer Raumvorstellungen ist eines der ältesten Probleme, das seit Jahrtausenden den menschlichen Geist beschäftigt. Die älteren Philosophen, wie Plato und Aristoteles, suchten schon vergebens die Herkunft unserer Begriffe über den Raum zu erkennen. Wie bei allen Problemen, die man mit alleiniger Hilfe von metaphysischen Betrachtungen zu lösen suchte, vermochten die Philosophen bis in die neueste Zeit nicht einmal eine durchaus befriedigende Definition des Wortes „Raum“ zu geben. John Locke in seinem berühmten „Essay on the Human Understanding“ gestand offen die Unmöglichkeit ein, eine derartige präzise Definition zu geben; nachdem er die Worte von König Salomo zitiert hat „der Himmel und der Himmel der Himmel können dich nicht fassen“ (den Raum) und die des hl. Paulus „in Dir haben wir das Leben, die Bewegungen, das Wesen“, suchte er durch folgende Worte der Schwierigkeit zu entgehen: „Wenn jemand mich fragt, was eigentlich der Raum ist, von dem ich spreche, bin ich bereit ihm zu sagen, daß ich ihm die Antwort geben werde, wenn er mir vorher erklärt, was die Ausdehnung ist.“ Ein Gegner jeder angeborenen Vorstellung, begnügte sich Locke mit der Behauptung, daß der Ursprung des Raumsinns in unseren Gesichts- und Tastempfindungen zu suchen sei. Entgegen der Ansicht von Aristoteles, der zu Lockes Zeiten noch die gesamte Philosophie beherrschte, der Raum sei eine Eigenschaft der Materie, betrachtete Locke den Raum als eine absolute Leere, die von der Substanz ganz verschieden ist.
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von Cyon, E. (1908). Die experimentellen Grundlagen der Lehre vom Raumsinn. In: Das Ohrlabyrinth. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-41251-0_1
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