Zusammenfassung
Wenn gegen dasselbe Ziel M auf einer lotrechten Scheibe unter sonst gleichen Umständen geschossen wird und wenn dabei die sämtlichen feststellbaren, einseitigen Abweichungen ausgeschaltet sind, so schlagen die Geschosse bekanntlich doch nicht sämtlich in M ein sondern die Durchschlagspunkte zeigen Abweichungen, die ihren Grund in unbekannten Zielfehlern, kleinen Schwankungen des Luftgewichts und der Windgeschwindigkeit und -richtung, des Geschoßgewichts und der Massenverteilung, bei Gewehren ferner in kleinen Schwankungen der Laufschwingungen, in kleinen unvermeidlichen Änderungen der Anfangsgeschwindigkeit usw. haben. Diese Abweichungen heißen, da sie nicht feststellbar sind, zufällige. Sie verlaufen von Schuß zu Schuß scheinbar völlig regellos. Aber die Häufigkeit einer Abweichung von bestimmter Größe bei einer größeren Schußzahl unterliegt ganz bestimmten Gesetzen, denselben Gesetzen, die bei allen exakten Messungen der Physik und Technik, bei den Glücksspielen usw. zutage treten, und die z. B. in den Lebensversicherungs-, Pensionskassen-, Invalidenkassen-Berechnungen eine fruchtbare Anwendung gefunden haben. Vom einzelnen Schuß kann nicht vorausgesagt werden, ob er mehr oder weniger weit nach rechts oder links, nach oben oder unten vom beabsichtigten Treffpunkt M einschlagen werde, ebenso wie es keinen Sinn hat, mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung ermitteln zu wollen, wann einen einzelnen Menschen der Tod ereilt, dagegen wissen wir mit einiger Genauigkeit, wieviel von 100 Schüssen aus einem bekannten Gewehr höchstens 20 cm nach rechts oder links vom Zielpunkt abweichen werden; ebenso wie es uns bekannt ist, daß von 100000 gleichzeitig Geborenen des männlichen bzw. weiblichen Geschlechts im Alter von 70 Jahren noch 17750 Männer, bzw. 21901 Frauen am Leben sein werden.
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Cranz, C. (1925). Zufällige Geschoßabweichungen. Anwendung der Wahrscheinlichkeitslehre auf die Ballistik. In: Cranz, C. (eds) Äussere Ballistik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40321-1_10
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