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Zusammenfassung

Der Beginn jedes Fortschritts ist der Zweifel an der Wahrheit und Verlaßbarkeit des Bestehenden. In meinen Sternen steht geschrieben, daß ich kein Urteil und keine Lehre ungeprüft als dauernden Besitz in meinen Geist aufzunehmen imstande sein soll. „Könnte es nicht auch anders sein?“ ist stets die erste Frage, die ich an neue Behauptungen in jedem Gebiete der Kunst, der Wissenschaft und der Politik richten mußte. Ich mußte meinem angeborenen Triebe folgen, und seine Betätigung machte mich glücklich, frei und allezeit angeregt zu interessanter Arbeit nach der meiner Natur adäquaten Norm. Daher kommt es, daß meine Arbeiten von vornherein einen gewissen revolutionären Charakter hatten, und daß die führenden wissenschaftlichen, politischen und Künstlerkreise sofort zur Gegenwehr auf den Kampfplatz riefen. Nichts erregt und erbittert die Menschen so tief, als Störung in behaglich sicher geglaubtem Besitze materieller und geistiger Güter. Der Mensch in der Gesellschaft findet der notwendigen Arbeit zur Erhaltung und Vermehrung der Lebensgüter genug und scheut nichts so sehr, als den Zwang zur Übernahme neuer, mit den bisherigen Methoden nicht zu lösender Aufgaben.

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Literatur

  1. Ich halte von der sogenannten Altersweisheit nur soviel, als Vorsicht, ängstliche Deckung, schlaues Abwarten auf dem Lebensmarkte wert ist. Wohl gibt es Zeiten und Situationen im Leben des Einzelnen, wie eines ganzen Volkes, wo diese Altersweisheit am Platze ist, nützt und schützt. Gefördert hat sie die Menschheit in ihren besten Gütern in Kunst und Wissenschaft niemals. Vgl. hierzu Seite 144 und 145 meines Buches „Leben und Arbeit“, 1913. Verlag Julius Springer.

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  2. Es ist nicht immer ungefährlich, den Heroen im Leben zu begegnen. Welche Trauerspiele spielen sich im Leben hingebender Heroenanbeter ab. Welches Elend haben Eckermann und seine Braut, die klarer urteilte als er, im Dienste seines Abgottes erlebt. (Vgl. aus Goethes Lebenskreise von J. P. Eckermanns Nachlaß, herausgegeben von F. Tewes, Berlin 1905.) Immerhin ist hier dem Anbeter idealer Lohn geworden. — Dafür, daß Heroen um ganz realer Vorteile willen sich göttliche Verehrung gefallen lassen, steht bei Lukian ein ergötzliches Beispiel. Im i4. Totengespräche (Teil a, Seite 245f. der Wielandschen Übersetzung) antwortet Alexander seinem Vater, der in seiner Vaterwürde gekränkt, ihm vorwirft, er lasse sich von betrügerischen Pfaffen als Sohn des Gottes Ammon anbeten: ich lasse mir das Orakel gefallen, weil es mir im Kampfe gegen barbarische Völker sehr vorteilhaft gewesen ist.

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  3. Ausnahmen erwiesen sich einer gründlichen voraussetzungslosen Prüfung als irrtümlich.

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  4. In dem Streit zwischen Friedrich und seinem sächsischen Kurfürsten schreibt Lessing (PreuB. Jahrbuch 1916, Heft 3): „ich will unterdes mit äsopischer Schüchternheit, ein Freund der Tiere, stillere Weisheit lehren. Ein Märchen vom blutigen Tiger (Friedrich), der, als der sorglose Hirte mit Chloris und dem Echo scherzte, die arme Herde würgte und zerstreute. Unglücklicher Hirte, wann wirst du die zerstreuten Lämmer wieder versammeln? Wie rufen sie so ängstlich im Dornengehecke nach dir.“ Ein zweites Beispiel: „Adler und Taube“. Ich bin tiefkrank, sagt der Adler; die Ursache — trotzdem ich mir nichts Besonderes vorzuwerfen habe — muß ich verschweigen. Da kommt die fromme, schöne Seele als Taube und quält mich mit schalem Trost. 0! Fräulein von Plettenberg.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Freund, W.A. (1917). Einleitung. In: Allotria eines alten Mediziners. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-39567-7_1

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