Zusammenfassung
Patientinnen (gilt immer sinngemäß auch für Männer) mit therapieresistenten Schmerzzuständen ohne faßbare Pathologie leiden — mindestens primär — selten an psychiatrischen Krankheiten im engeren Sinn, sondern an funktionellen Störungen und allenfalls sekundären depressiven Symptomen. Die anhaltenden, unklaren Beschwerden können zu einer starken Beeinträchtigung des Wohlbefindens (Depressivität) sowie einer Verunsicherung im Sinn der zunehmenden Klagsamkeit und Hypochondrie (Neurotisierung) führen [1]. Diese Depressivität hat aber in der Regel ein anderes Gepräge als bei affektiven Störungen. Vorherrschend sind die Trauer um den Verlust der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit. Schmerzbedingte Schonung und Resignation dürfen nicht mit depressiver Antriebslosigkeit verwechselt werden. Totaler Pessimismus und nagende Selbstvorwürfe kommen selten vor. Das Leiden wird oft von einer Generalisierung der Beschwerden (Schmerzen am ganzen Körper und weitere funktionelle Störungen) sowie einer zunehmenden Verschlechterung der Arzt-Patienten-Beziehung begleitet. Diese Folgeerscheinungen werden u.U. als Ausdruck einer primären psychischen Störung verkannt. Beck u. Frank [2] bezeichneten diese Trias von
-
„ergebnislosen Abklärungen und erfolgloser Therapie“
-
„Fehlen von offenen neurotischen Symptomen“
-
„Verschlechterung der Arzt-Patient-Beziehung“
als typisches Merkmal psychosomatischer Störungen. Differentialdiagnostisch muß an eine Reihe von speziellen psychosomatischen Störungen gedacht werden (Tabelle 1).
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Literatur
Sternbach RA, Wolf SR, Murphy MD, Akeson WH (1973) Traits of pain patients: the low-back “loser”. Psychosomatics 14:226–229
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Adler RH, Hemmeier W (1992) Anamnese und Körperuntersuchung, 3. Aufl. Fischer, Stuttgart New York
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Keel PJ (1995) Fibromyalgie: Integratives Krankheits- und Behandlungskonzept bei chronischen Rückenschmerzen. Fischer, Stuttgart New York
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Keel, P. (1996). Chronische nichtorganische Schmerzzustände. In: Haller, U., Köchli, O.R. (eds) Verhandlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Schweizerischen Gesellschaft für Psychosomatische Gynäkologie und Geburtshilfe. Archives of Gynecology and Obstetrics. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-37809-0_13
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