Zusammenfassung
Zu den hervorstechenden Momenten, welche den Juden während seines mehr denn achtzehnhundertjährigen Verweilens auf europäischem Boden charakterisiren, gehört ausser der heroischen Standhaftigkeit, mit welcher er die Leiden verschiedenster. Art ertrug, vor Allem sein geschäftlicher Verkehr, seine Thätigkeit in mercantilischer Beziehung, sein Handel. Die Juden Navarra’s machten hierin von denen aller übrigen Länder keine Ausnahme. Sowohl durch die Bedrückungen, denen sie sich hier mehr als irgendwo ausgesetzt sahen, als auch durch die natürliche Lage des Landes waren sie darauf hingewiesen. Giebt es doch, etwa das aragonische Küstenland ausgenommen, kaum einen Theil der. hesperischen Halbinsel, welcher vermöge seiner Weltlage so geeignet wäre, den Sinn umsichtiger Menschen auf den Verkehr mit der Aussenwelt zu richten, als das kleine Navarra. Catalonien. und Aragonien auf der einen Seite, das südliche Frankreich auf der anderen, beide machten es zur Mittelstation zwischen diesen reichen Handelsgegenden; der scbiffbeladene Ebro bespülte seine grösseren Städte und führte ihnen Waaren und Fremde aus Barcelona, dem alten Stapelplatze Spaniens, Saragossa, sogar aus Pisa und Genua zu. Auch die dem Fremden weniger zugänglichen Gebirgsgegenden des Innern konnten dem Verkehr nur förderlich sein.
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Literatur
Pamplona war schon Ptolemaeus. und Strabo unter Ponpelon — identisch mit der hebräischen Schreibart s7111D.:h (Isaac b Scheschet, Rga.394ff.)
Meajas oder Meallas, auch wohl Obulos, wurde die kleinste Münze in Navarra genannt und betrug die Hälfte eines Dinero; 12 Dineros machten 1 Sueldo, 20 Sueldos l Libera (Livre) aus.
Los Judios eselavos tenian precio determinado para caso de matarlos; esto es 1000 Sueldos, 1000 Dineros y 1000 Meajas.“ Fuero de Sobrarbe de Tudela, art. 66.
Mein Sephardim, Romanische Poesien der Juden in Spanien (Leipzig 1859), 53.
Diego Clemencin, La Reina Catolica D. Isabel, in den Memorias de la real Academia de la Historia (Madrid 1821 ), VI, 142. Welcher Geist der Toleranz schon vor vierzig Jahren unter den Gebildeten Spaniens waltete, lässt sick daraus erkennen, dass der genannte Verfasser, hervorragendes Mitglied der königlichen Akademie in Madrid, in dieser über sechs hundert Quartseiten umfassenden Lobschrift auf die Königin Isabella, der von ihr decretirten Vertreibung der Juden auch mil keiner Silbe Erwähnung thut. Welches Lob hätte er ihr auch für diese unmenschliche That spenden können!
Gelegentlich hier die Bemerkung, dass sich in der Handbibliothek der Königin Isabella, welche grösstentheils aus frommen Schriften zusammengesetzt war, das Original des berühmten „Cancionero del Judino Juan Alfonso de Baëna“ (s. Sephardim 69 ff.) befand. Dasselbe Exemplar wurde mehrere Jahrhunderte hindurch im Escurial aufbewahrt und wanderte vor etwa zehn Jahren in die kaiserliche Bibliothek zu Paris. Handschriftlich (escripto en papel ó en romance de mano) besass Isabella auch C alila é Dimna (Memorias, VI, 463), welches nach Rodr. de Castro schon Alonso el Sabio ins Castilianische hat übersetzen lassen. „Las seüîas del codice descrito por Rodriguez de Castro,” fügt Clemencin (1. c. 463, Note) hinzu, „no desdicen de las del codice del presente articulo y pudo sin dificultad ser el mismo.“
Yanguas, 1. c. Ill, 122: „En 1368 Guillemin Le Petit presto al rey 91 florines para radiator une sainture d’argent doré qui estoiz engagée en certain lieu.“
Ibid., III, 123: „En 1372 habiendo comprado (el rey) cierto panos (trigo) de Abraham Hamet, Judio de Pamplona, per 34 florines, no teniendo dinero para pagarlos, le dio en prendas tres tazas de plata “ (drei silberne Schaalen).
Die Prinzessin Leonore erliess als Regentin, wie früher 1340 Phi-lipp III., ein Verbot an alle Geistliche,, „von Juden und Mauren“ zu borgen.
La inseguridad que producia,“ sagt der vorurtheilsfreie Y a n g u a p, 1. c. II, 92, „para el reembolso, la agitacion continua del estado de guerra permanente, la dureza de las costumbres y los abusos del poder, repartido entonces entre los seiìores feudales, contra quienes la justicia no solia tener la influencia necessaria para obligarles el cumplimiento de los pactos.”
In manchen Gegenden, namentlich des deutschen Reichs, war der Wucher sogar gesetzlich autorisirt. So durften die Juden N ü r n b e r g’ s nach einem Privilegium Kaiser Heinrich’s VII. von 1310 von den Bürgern einen Wochenzins von 431/3 Prozent, von Auswärtigen sogar 45 Prozent nehmen. Da man jenen Zins noch als eine Vergünstigung der Nürnberger christlichen Einwohner ansah, so beweist dieses die gänzliche Verschiedenheit solcher Zinsgeschäfte. Vergl. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (Karlsruhe 1859), X, 66. Im Allgemeinen lässt sich annehmen, dass, je höher die Judensteuer der einzelnen Städte, desto höher auch der Zinsfuss der Juden war.
Vergl. mein „Das Handelshaus Ezmel in Tudela“ in Wert heimer’s Jahrbuch für Israeliten, 5620 (1859–1860), [Wien 1859], 40 ff.
Ezmel ist aller Wahrscheinlichkeit nach das hebräische ’`)41.rbtst (Isaac ben Scheschet, Rga. 286), oder S,:.,Nnc,t (Sal. Duran, Rga. 607); fehlt bei Z u n z, Namen der Juden (Leipzig 1837).
Ordinatum est, quod Esmelus Judaeus non computetur cum alüs, sed solvat ad partem secundum quantitatem bonorum suorum, quia bene potest solvere IIm librarum.“ Brussel, 1. c. I, 608.
En 1340 el rey D. Felipe III. dio comision â Fernando Eximino, 6 Jimenez, canonigo de Tudela, â Aparicio de Zaragoza, vecino de la misma ciudad, y â Rabi Azac Judio, para hater abrir un regadio desde el rio Aragon hasta Tudela“ Yanguas,1. c. III, 424; vergl. III, 417.
Ibid., I, 14: „E1 rey de Aragon debia a la herencia de D. Ezmel 6000 sueldos, 6 3000 Libras barcelonesas.“
Ensoep (corrumpirt Euxep) ist entweder der Name Sew (Seb, =Nr) mit dem Provencalischen Vorsatz En (Herr), oder der Name Ezopi (Ezovi) 1.211x, welchen eine in der Provence, Beziers, Perpignan weit verzweigte Familie führte; so der bekannte Joseph Ezov i, der Verfasser des MoD rWp, Eleasar Ezovi u. A. Wahrscheinlicher ist, dass unser Abraham, welcher seinen Wohnsitz in Estella oder Tudela genommen hatte, der Familie Schoeb, nnstg;, angehörte, von der später noch die Rede sein wird. Ein Handelsmann, Yuce Eucabe, Judio de Pamplona, wird aus dem Jahre 1361 genannt. Yanguas, 1. c. I, 252.
Ibid., II, 629: „En 1399 Abraham Euxep pagaba por el arrendamiento de las sacas y peages 50000 Libras al ano.“
Ibid., II, 94: »En 1402 la reina D. Leonor tome â interes 70 Florines de Abraham, su medico judio, a 4 Florines al mes, y le dio en prendas cierta vajilla de plata: pasaron 21 meses y se encontro la reina con que solo el re-dito importaba 84 Florines; por lo que rogo al Judio que no guardase los pun-tos ni rigor de la avenencia; el cual por honor de sus rogarias, se contento con 30 Florines, que con el principal ascendian â 100.“
Aleson, Annales de Navarra (Viana 1715 ), II, 1, 106: „Nazan Gabay de Tudela (Gabay vielleicht wegen seines Amtes als Pächter [Itt~1, qui census, tributa colligit] so genannt), recibidor de la Imposition.
So genannt nach der in der Nähe Marcilla’s (Distrikt Olite) gelegenen Stadt Milagro.
Yanguas, 1. c. 11, 708: „Abraham Milagro fue condenado en 60 Sueldos por que en la feria de Marcilla pesaba el queso, con otro peso que el de rey.“
En 1387 los Judios baldreseros de Tudela pagaban al rey por la taiieria 35 Sueldos al anno.“ Ibid., II, 635.
Ueber Judeneid vergl. Franke1, Eidesleistung der Juden (Leipzig 1840, 2. Auflage, 1847), und Zunz, Eidesleistung der Juden (Berlin 1859 ).
Ausser dem Zweikampfe kannte man in Navarra auch noch den Kerzen -kampf, Batalla de candela. Drei Zeugen schafften eine aus Osterwachs verfertigte Kerze herbei, welche in zwei Theile zerschnitten wurde. Das Loos entschied darüber, welche der beiden Hälften dem Kläger und welche dem Beklagten übergeben wurde. Während die Kerzen brannten, hatte der Ladron die eine Hand auf das Evangelium zu legen und mit der anderen das Kreuz anzufassen, als Betheuerung, dass er die Wahrheit spreche. War sein Licht früher abgebrannt, als das des Klägers, so wurde er verurtheilt. Vgl. Yanguas, 1. c. II, 142, und Helfferich, Westgothen -Recht, 288; letzterer fand dieses Gottes-Urtheils in einem auf der Colombina in Sevilla aufbewahrten Bande Fueros erwähnt. Da die Juden nur auf der Thora beschworen wurden, so kam der Kerzenkampf bei ihnen nicht in Anwendung; eben so wenig war die Probe des glühenden Eisens bei ihnen statthaft, da der Artikel 57 des Fuero de Sobrarbe ausdrücklich bestimmte, dass weder Mauren, noch Juden, noch Kinder unter vierzehn Jahren sollten zugelassen werden.
Espan“a Sagrada, XXXV, 411 ff. (s. Anhang E.); Munoz, I. c. 89, Note, und Masdeu, Historia critica de Espaila (Madrid 1808), XIII, 89 fl. Die hier gegebene Schilderung des Zweikampfes ist nach dem Fuero de Navarra und dem Fuero de Jaca entworfen.
En 1333 Rismado el mas mozo, y Jento, Judios de Tuclela, fueron ahor- cados por el hurto de una asna: costa hacer la justicia 17 Sueldos y 6 Dineros.“ Yanguas, 1. c. II, 136.
Pechera, Judia de Tudela, complice en dicho hurto, fue enterrada viva. — Puutas, Judio de Tudela, fue colgado por haber quitado de la horca â di- chos Judios.“ Ibid., II, 136 1.
En 1342, Azac, Judio de Pamplona, fue ahorcado por haber falsificado una carta de pago“ (caj 9, n. 47 ). Ibid., II, 137.
En 1407 se confiscaron los bienes de Pedro Ruiz, vecino de Falces, por haber rnuerto â Barselay Judio.“ Ibid., II, 137.
En 1341 Azac, hijo de Salomon, pago una multa de 10 Sueldos, por-quo antes de llevar â la puerta de la sinagoga â la hija de Salomon BarbaAmplo, su esposa, la conocio carnalmente y quedó prenada.“ Yang uas, 1. c. II, 66.
In einer Urkunde des Grafen Berengar von der Mark (Barcelona) vom Jahre 1024 (Petro de Marca, Marca Ilispanica [Parisfis 1688], 1038), heisst es: Accidit etiam uni IIebraeorum cui nomen Isaac filio genito Rebraei adulteriurn exercere clam quadam Christiana habente viro superstite; pro quo advenit nobis.“
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Kayserling, M. (1861). Der Juden Navarra’s Handel und Verkehr. In: Die Juden in Navarra, den Baskenlændern und auf den Balearen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36897-8_4
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