Zusammenfassung
Der Erfinder der künstlichen Seide ist der Graf Hilaire de Chardonnet. Eine Andeutung, wie die Darstellung künstlicher Seidenfäden sich verwirklichen lasse, findet sich bereits in der Schrift des berühmten Entomologen Réaumur vom Jahre 1734: Mémoire pour servir à l’histoire des insectes, I. Band, S. 154, wo es heisst: „Könnten wir nicht, da die Seide nur eine erhärtete Gummiflüssigkeit ist, mit unserem Gummi und unseren Harzen oder deren Zubereitungen auch Seide herstellen? Diese Idee mag auf den ersten Blick abenteuerlich erscheinen. Wir sind aber bereits dazu gelangt, Firnisse mit den wesentlichsten Eigenschaften der Seide herzustellen, z. B. die chinesischen Firnisse. Hätten wir Fäden aus solchen Firnissen, so könnten wir aus denen Gewebe herstellen, welche an Aussehen und Festigkeit seidenen Geweben ähnlich wären. Doch wie soll man Firnisse in Fäden ziehen? So feine Fäden wie sie die Seidenraupe erzeugt, braucht man nicht herzustellen, und es darf nicht unmöglich erscheinen, Firnisse in Fäden von genügender Feinheit auszuziehen, wenn man bedenkt, wie weit die Kunst gehen kann“1). Und wenn auch vor Chardonnet die Herstellung künstlicher, als Glühfäden in elektrischen Lampen dienender Fadengebilde bereits technisch ausgearbeitet war (vergl. z.B. die deutsche Patentschrift 30291 Klasse 21), so war er doch der erste, der die fabrikmässige Darstellung eines Seidenersatzes lehrte.
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Süvern, C. (1900). Die Darstellung künstlicher Seide. In: Süvern, C. (eds) Die künstliche Seide. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36892-3_1
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