Tabes

Zusammenfassung

Es wird hier zum erstenmal der Versuch gemacht, die pathologische Anatomie und Pathogenese der Tabes ohne Zuhilfenahme des Metaluesbegriffes zur Darstellung zu bringen. Verfasser ist sich dabei bewußt, daß der von ihm hier vertretene Standpunkt, nach welchem die Tabes eine Erkrankung nicht nur von luischem Ursprung, sondern auch von luischer Natur sei, heute noch von nicht wenigen autoritativen Vertretern unseres Faches als verfrüht, von einigen gar als unrichtig angesehen wird, daher als Grundlage einer, für ein Handbuch vorgesehenen Übersichtsdarstellung ungeeignet sein müßte. Wenn er sich trotz dieser Bedenken dennoch zur obigen programmatischen Stellungnahme entschloß, waren hierfür folgende Erwägungen maßgebend. Jeder, der sich mit dem Tabes- und Paralyse-problem beschäftigt, muß, wenn er die auf diesem Forschungsgebiet gewonnenen Ergebnisse der letzten zwei Jahrzehnte berücksichtigt, zur Überzeugung kommen, daß der Begriff der Metalues, wie dieser seinerzeit von Fouenier und Strümpell abgefaßt wurde, seine Daseinsberechtigung eingebüßt hat. Die Gründe, die seinerzeit diesem Begriff eine Existenz-grundlage boten, waren lediglich von dreierlei Art. Der ätiologische Beweggrund lag darin, daß der Lueserreger bei Tabes und Paralyse in den entsprechenden Abschnitten des Nerven-systems, wo der als wesentlich erkannte anatomische Prozeß sich abspielte, nicht nachgewiesen werden konnte. Das regelmäßige Auffinden der Spirochäte in der paralytischen Hirnrinde und die verschiedentlichen positiven Spirochätenbefunde bei Tabes hatten dieses Argument bereits hinfällig gemacht.