Allgemeine Betrachtungen zur Leberchirurgie

Zusammenfassung

Die Chirurgie der Leber beschränkt sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vornehmlich auf die Eröffnung von Abscessen, die Entlastung von Echinococcuscysten und die Versorgung von Verletzungen. Lebereiterungen behandelt man mit scharfen, durchblutungsfördernden Salben, um durch eine feste Verlötung der Peritonealblätter eine Abriegelung der freien Bauchhöhle zu erreichen. Dann eröffnet man den Absceß, ein Vorgehen, das der modernen zweizeitigen Behandlung durchaus entspricht. Echinococcen — von jeher ein ernstes pathologisches Problem des Mittelmeerraumes — geht man nur dann operativ an, wenn die Cysten perforiert oder infiziert sind. Aber auch bei den Verletzungen verhält man sich recht passiv. Verwundungen durch Wurfspieße, Pfeile und Geschosse betrachtet man von vornherein als ein unabwendbares Verhängnis und überläßt die Patienten resigniert ihrem Schicksal. So heißt es bei Hippokrates: „Es verbreitete sich alsbald nach der Verletzung Leichenfarbe über den ganzen Körper, die Augen wurden hohl und leer und der Patient starb noch vor Ende des Marktes, nachdem er bei Tageseinbruch verletzt war.“

„Alle Teile des Körpers bilden einen Kreis. Jeder Teil ist zugleich Anfang und Ende.“

(Corpus hippocraticum).