Zusammenfassung
Der Zu garn versponnene Faden des Flachses oder der Baumwolle liefert ein grau, bräunlich oder gelb gefärbtes Gewebe. Abgesehen davon, saß diese Natutfarbe dem Auge nicht gefällt, hindert sie auch die Zeuge an der Annahme derjenigen Farben, welche man ihnen aufprägen will. Daher muß jene ursprüngliche Färbung entfernt werden; es geschieht dies durch die Bleicherei. Das Bleichen der Gewebe ist eine Kunst, welche älter ist als die Geschichte. Der Mensch mußte von selbst auf sie fallen, sobald er wahrnahm, daß die kunstlos zusammengewirkten Stoffe, mit welchen er er sich schon in den frühsten Zeiten bekleidete, durch den Gebrauch lichter wurden, daß die wiederholte Einwirkung der Sonne und des Wassers die Pflanzenfaser in völliger Reinheit, ganz weiß, bloßlegte, ohne daß dadurch die Stärke der zusammengedrehten Faden abgenommen oder die Festigkeit der Gewebe gelitten hätte. Die Menschheit hat demnach auch den chemischen Psrozeß des Bleichens ganz erfahrungsgemäß gefunden und viele Jahrtausende lang mit Erfolg ansgeführt, ehe das eigentliche Wesen des ganzen Vorgangs erforscht wurde, was erst in der allerneuesten Zeit einigemaßen befriedigend, aber immer noch nicht volltändig gelungen ist.
Wohl hat Sommer sich zum Kranze manche zarte Blüt’ gewoben, Aber Flachs, dich mild’ste Pflanze, muß ich doch vor allen loben! Ist die Blüte dir entfallen, zieht man dich aus dunkler Erden, Darfst nicht mehr im Westhauch wollen, mußt durch Feu’r zu Silber werden. Justinus Kerner
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Reuleaux, F. (1886). Die Bleicherei. In: Reuleaux, F. (eds) Die Chemie des täglichen Lebens. Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34092-9_18
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