Zusammenfassung
Mit dem Rechte des Stärkeren greift der Mensch zerstörend ins Tierreich und nimmt daraus, was ihm brauchbar dünkt, und nicht selten ist es lediglich oder vorzugsweise das natürliche Kleid, der einzige Rock des Tieres, nach welchem er Verlangen trägt. Aber dieses Beutestück hat in natürlichem Zustande kaum einen Gebrauchswert, denn im Feuchten fault es rasch und im Trockenen wird es hornartig; es bedarf also einer Zubereitung, um es geschmeidig, fäulniswidrig, wasserabhaltend, kurz gebrauchsfähig zu machen. Die Auffindung von Mitteln hierfür muß einer der ersten Schritte gewesen sein, die der Mensch auf der Bahn der Erfindungen gethan hat. Höchst wahrscheinlich verstanden sich die Urvölker auf das Zurichten von Tierfellen schon lange, bevor die Weberei erfunden wurde, und die Mannigfaltigkeit der in verschiedenen Ländern hierzu angewandten Mittel spricht safür, daß eine urwüchsige Gerberei sich an vielen Punkten von selbst fand, daß in allen Zonen der Mensch durch instinktives Probieren aus seinen Umgebungen etwas ermittelte, das zu diesem Zwecke dienen konnte. Am nächsten lag wohl das Einreiben der rohen Felle mit Fettstoffen mit dem Gehirn von Tieren, Fischthran, Milch u. dergl., und daher finden wir derartige Mittel bei den verschiedensten Völkerschaften, in Asien, den Polarländern, in Amerika und Südafrika in Anwendung. In der Praŗis der zivilisierten Völker gründet sich auf die Anwendung des Fettes die Sämischgerberei.
Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld will bei dem Werke sein; — Ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig; Die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig. Goethe.
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Reuleaux, F. (1886). Gerberei und Leimfabrikation. In: Reuleaux, F. (eds) Die Chemie des täglichen Lebens. Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34092-9_17
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