Zusammenfassung
Das Erbe Mozarts und damit der ganzen bisherigen Musikentwicklung úbernahm Ludwig van Beethoven. Wenn wir nur die áußere, formelle Entwicklung der Musik betrachten, so schließen sich die Schópfungen Beethovens lúckenlos an diejenigen seiner Vorgánger Stamiú, Haydn und Mozart an. Auch Beethoven schuf keine neuen Formen, ja er wirkte in formeller Beziehung noch weniger epochemachend als seine Vorgánger, Er erweiterte im wesentlichen nur die von diesen úbernommenen formalen Gebilde und baute sie aus. Diese manchmal bis ans Übermáchtige streifenden Dehnungen und Erweiterungen der Formen entsprangen aber bei Beethoven weniger aus dem jedem Kúnstler innewohnenden formenschaffenden Triebe, sondern vielmehr als ein Ergebnis der Not und der Notwendigkeit, aus dem Inhalt, aus dem inneren (Gedankengehalt seiner Werke, und wenn wir diesen allein oder hauptsáchlich ins Auge fassen, so tut sich uns plóúlich eine tiefe Ktuft zwischen der Musik Beethovens und der seiner Vorgánger auf. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet erscheint uns Beethoven tatsáchlich als der erste Komponist einer neuen Zeit unserer Zeit. Und das ist nicht verwunderlich; denn zwischen die Hauptwerke Mozarts und Beethovens fallen die folgeschwersten historischen und politischen Ereignisse: die franzósische Revolution, die napoleonische Weltherrschaft und die deutfchen Befreiungskriege, die eine vóllige Wandlung aller bestehenden Verháltnisse herbeifúhrten.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Merian, H. (1913). Einleitung. In: Illustrierte Geschichte der Musik von der Renaissance bis auf die Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33957-2_9
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