Zusammenfassung
Wir haben bis jeút die eine große Hauptwurzel der musikalischen Kunst der Gegenwart betrachtet: die italienische Musik. Die holde Kunst der Tóne ist ein Kind des Súdens, darum ist gerade dieser nach Jtalien weisende Wurzelstrang nicht nut der stárkste, sondern auch der álteste. Er nimmt seinen Ursprung, wie wir gesehen haben, in der Musik des Altertums, leitet dann, fast unmerklich, zur frúhchristlichen Kirche úber und erstarkt im Mittelalter, auf Grund des gregorianischen Gesanges, zur máchtigsien kirchlichen Kunst. Nach der Renaissance aber verlor die katholische Kirche mehr und mehr ihre frúhere dominierende Stellung als erster und vornehmster Kulturfaktor; Kúnste und Wissenschaften emanzipierten sich und entwanden ihr das Herrscherzepter. Damals begann sich auch die Tonkunst in Jtalien zu verweltlichen. An Stelle der Kirche úbernahm die halb aus wissenschaftlichen, halb aus kunstlerischen Bestrebungen hervorgegangene Oper die Fúhrung — ja sogar die Verfúrung — der Musik. Der Polyphonie folgte die Monodie, und am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hatte die italienische Oper alle Kulturlánder erobert, den fernsten Nationen italienische Melodie (Gesangskunst) und italienische Formschónheit gebracht. Aber je mehr die italienische Kunst ins Breite ging, um so mehr verflachte sie, und die Musik hátte allmáhlich versanden und in Manieriertheit verkommen mússen, wenn ihr nicht aus dem germanischen Norden neue Lebenssáfte zugestrómt wáren.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Merian, H. (1913). Die protestantische Kirchenmusik. In: Illustrierte Geschichte der Musik von der Renaissance bis auf die Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33957-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-33957-2_6
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