Zusammenfassung
Von der Mustk des griechisch-rómischen Altertums wissen wir wenig Positives. Aus wissenschaftlichen Schriften spátantiker Schriftsteller kennen wir wohl die Musiktheorie des Altertums ziemlich genau, eigentliche musikalische Kunstwerke, Kompositionen aus jenen fernen Zeiten sind indessen, abgesehen von einzelnen wenigen Bruchstúcken von Melodien, nicht auf aus gekommen. Doch dúrfen wir wohl ohne weiteres annehmen, daß die antike Musik noch keine individualislischen Zúge aufzuweisen hatte, ebensowenig wie die úbrigen antiken Kunstgattungen. Die ganze Kultur des Altertums, sogar die hochentwickelte griechische, trágt noch keinen individualistischen, sondern einen durchaus generellen Charakter. Der Menschengeist begann erst die Augen aufzuschlagen und sich im Weltall umzusehen, in das er hineingestellt war. Wie Adam gab er den Dingen Namen. Er suchte sich in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen zurechtzufinden, er lernte unterscheiden und klassifizieren, die allgemeinen Begriffe wurden gebildet. Die von der Antike und ganz besonders von den griechischen Denkern in dieser Richtung geleistete Arbeit ist unermeßlch und war fúr den weiteren Ausbau der menschlichen Kultur, der sie die erste sichere Grundlage bot, von allerhóchster Wichtigkeit. Auch wir stehen mit unserem Denken und Erkennen in dieser Beziehung noch vóllig auf den Schultern der Griechen, und wenn die Gabe der Unterscheidung und Einordnung dem modernen Menschen gleichsam angeboren erscheint, so danken wir dies nur der geduldigen und unermúdlichen Geistesarbeit der alten hellenischen Denker.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Merian, H. (1913). Von den Griechen bis zur Renaissance. In: Illustrierte Geschichte der Musik von der Renaissance bis auf die Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33957-2_2
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