Zusammenfassung
Wir haben scharf voneinander zu trennen die angeborenen und die erworbenen Störungen des Farbensinnes. Die erworbenen Störungen sind wenigstens zum Teil heilbar, die angeborenen sind unheilbar. In Laienkreisen herrschen vielfach in diesem Punkte andere Ansichten. Man hört nicht selten von Leuten, die Gewicht darauf legen, bei der Eisenbahn oder der Marine einzutreten, daß ihre angeborenen Farbensinnstörungen sich im Laufe der Zeit gebessert haben. Das ist ein Irrtum. Er wird dadurch hervorgerufen, daß der Farbenuntüchtige, obwohl sein Farbensinn gänzlich unverändert bleibt, lernen kann, sich mit seinem mangelhaften Farbensinn besser zurechtzufinden. Dabei kommen ihm zwei Hilfsmittel zugute. Erstens lernt er in der Schule zusammen mit farbentüchtigen Kindern im Anschauungsunterricht, wie bestimmte Gegenstände in bezug auf ihre Farbe benannt werden, und zweitens lernt er es, sich mehr an die Helligkeits- und Sättigungsunterschiede der einzelnen Pigmentfarben zu halten. Speziell für die Helligkeitsunterschiede kann ein Farbenuntüchtiger eine große Empfindlichkeit erwerben.
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Genau genommen fällt beim Protanopen nicht der ganze langwellige Teil, der normalerweise rot erscheint, aus; ebensowenig erscheint die Ausfallsstelle des Grün beim Deuteranopen vollkommen schwarz. Das ist deswegen nicht der Fall, weil die beiden vorhandenen Komponenten beim Protanopen auch durch die langwelligen Strahlen etwas gereizt werden und beim Deuteranopen durch die Strahlen mittlerer Wellenlänge.
Der Gesamtprozentsatz der Farbenuntüchtigen (Farbenblindheit + anomale Trichromasie) beläuft sich also auf 3% + 5% = 8%.
Kurz aufleuchtende rote oder grüne Signale, wie man sie insbesondere in der Kriegsmarine zur Übermittlung von Befehlen usw. verwendet, werden daher im allgemeinen nur für hell gehalten; der Farbenschwache ist sich dabei überhaupt keines richtigen Farbeneindruckes bewußt. Ein schwaches Grün wird fast durchweg mit Grau verwechselt, dunkles Violett erscheint graugrün.
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Stargardt, Oloff (1912). Die Störungen des Farbensinnes. In: Diagnostik der Farbensinnstörungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33312-9_3
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