Zusammenfassung
Eine Typologie des Zungenredens läßt sich vielleicht am einfachsten dadurch gewinnen, daß man auf die Form des Gesprochenen achtet. Danach hat man z. B. ein sinnvolles und ein sinnloses Zungenreden unterschieden. Allein, man sollte bei dieser Einteilung lieber nur an die sprachliche Form, nicht an den gedanklichen Gehalt der Zungenrede denken. Die Frage nach diesem steht erst in zweiter Linie. Denn eine sprachlich vollkommene Zungenrede kann gedanklich durchaus leer sein (Stöhr), wie umgekehrt hinter einer stammelnden Zungenrede wirkliche Gedanken stecken können (Pfister). Die genannte Unterscheidung greift dem Urteil über den „Sinn“, d. h. über den vernünftigen und verständlichen Gedankengehalt der Zungenrede durchaus vor. Sie ist daher in einer phänomenologischen und typologischen Betrachtung ganz und gar nicht am Platze. Wir achten daher nur auf die Sprachgestalt und bilden drei Haupttypen, je nachdem die Zungenrede einer wirklichen Sprache dieses Erdballs durchaus gleich oder einer solchen nur ähnlich oder endlich ein bloßes Stammeln ist. Jeder Haupttypus zerfällt in zwei Untertypen. Das sprachgleiche Zungenreden umfaßt, je nachdem in der Mutter- oder in einer Fremdsprache gesprochen wird, das muttersprachliche und das fremdsprachliche Zungenreden. Das sprachähnliche Zungenreden kann sich in seiner Bildung entweder an eine wirkliche Sprache anlehnen oder als Erzeugnis freier Phantasie darstellen; demgemäß ist zwischen kunstsprachlichem und phantasiesprachlichem Zungenreden zu unterscheiden. Das stammelnde Zungenreden endlich kann ein wortförmiges und ein silbenförmiges sein, je nachdem nur einzelne Wörter und einzelne Silben oder wortähnliche und silbenähnliche Lautgefüge hervorgestoßen werden.
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Rust, H. (1924). Die Typologie des Zungenredens. In: Das Ƶungenreden. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30031-2_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-30031-2_3
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-29887-9
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