Zusammenfassung
Unsere modernen europäischen Rasseforscher sind öfters in Gefahr, unserer europäischen Kultur bzw. irgendeiner Rasse, die sie für ihren Träger halten, einen einzigartigen Wert für die Menschheit überhaupt beizulegen. Solche Forscher (und es gelingt nur ganz wenigen, sich davon innerlich frei zu halten) kommen mir vor wie jener hochgebildete chinesische Herr, der sich darüber wunderte, daß die europäischen Frauen fast alle häßlich wären, während das bei den Chinesinnen nur selten vorkäme. Die Stimme unseres Blutes wird immer mitsprechen und wird uns das, was Menschen unseres Blutes geschaffen haben, meist als das Einleuchtendste und Wichtigste erscheinen lassen. Dazu kommt ein zweites: es ist leicht, im jetzigen Augenblick der Übermacht der europäischen Kultur Werturteile zu ihren Gunsten zu fällen; dieselben europäischen Stämme, die heute ihre Träger sind, waren verachtete Barbaren in früheren Jahrtausenden, als asiatische Kulturen von ganz anderem Blute blühten. Ein Kulturquerschnitt, den man damals gelegt hätte, hätte vielleicht für die nordische Rasse ein Werturteil ergeben, wie wir es heute über die Neger zu fällen pflegen. Es ist unser gutes Recht, unsere eigene Rasse politisch zu propagieren und durchzusetzen. Dies hat aber mit wissenschaftlicher Wahrheit und Erkenntnis nichts zu tun.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Kretschmer, E. (1929). Genie und Rasse. In: Geniale Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-28703-3_6
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