Zusammenfassung
Die Benutzung des Rindes zur menschlischen Ernährung stand, wie schon im ersten Kapitel angedeutet wurde, sehr unter dem Einfluß religiöser Vorstellungen. Wegen dieser Überlieferungen genießt die größte Zahl der asiatischen Völkerschaften kein Rindfleisch. Ein zweiter Grund war die geringe Zahl des Rindviehs bei den Urvölkern, die dessen Fleischnutzung erschwerte. So muß es in den Pfahlbauzeiten und selbst noch in den Anfängen germanischer Kultur gewesen sein, wie meine Schilderung altgermanischer Viehzucht nach dem Schloßberg zu Burg an der Spree (1904) beweisen dürfte. Wir haben diese primitiven Verhältnisse auch heute noch in Afrika. Beispielsweise erwähnt Plehn (1904), daß in Kamerun die Bakwiri ihr Vieh nur bei ganz besonderen Gelegenheiten schlachten und auch die Nkossi für gewöhnlich bloß die Kadaver des gefallenen Viehes im Zustand ziemlich vorgeschrittener Verwesung zu verzehren pflegen, genau wie ich dies unabhängig nach den Knochenfunden von Burg an der Spree für die damalige Zeit in Europa annahm. Eine Zucht der Rinder nach Fleisch und Fettleistung konnte daher erst in höheren Kulturstufen möglich werden. Es war in dieser Hinsicht gewiß eine der ersten Handlungen, daß die aus natürlicher Anpassung und Selektion durch das Entbehrungsdasein im Orient entstandene Bildung von Fettansammlungen in der Zeit der guten Fütterungsperioden bei verschiedenen Haustieren, im Höcker des „Zebus“, der Kamele oder dem Fettschwanz und Fettsteiß der Schafe nunmehr besonders gepflegt wurde. Die früharischen Völker haben noch nicht wie die buddhistischen Inder den Genuß des Rinderfleisches als Sünde betrachtet, sondern im Sinne der Vedischen Religion als „Nahrung die vier Füße hat“. Der Babu Rajéndrála Mitra (1872) fand in den Sanskrittexten übrigens, daß in einer Reihe von Rinderopfern vom Gomedha an bis zum Súla-gawa bei der Fleischverteilung an die Gläubigen die vorgesetzten Priester jeweils die besten Stücke erhielten, also die Zunge und den Höcker, die Opferspender selbst erhielten hingegen: der Mann die rechten Unterfüße, die Frau die linken! Der einladende Bote wurde jeweils mit der Haut entschädigt. So wurde das Opfer denn wirklich ein finanzielles Opfer für den Spender und für die Priester eine Einnahme, auf deren Erhaltung sie sehr bedacht waren.
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