Zusammenfassung
Die Unklarheiten und ungenügenden Bildungen von medizinischen Begriffen kann ich nicht eingehend behandeln; das würde ein besonderes Buch bedingen. Einige Beispiele mögen aber doch am Platze sein; und der Leser mag sich vorstellen, was man in der Physik mit so unklaren Begriffen anstellen würde. Unter genauerer Begriffsbildung verstehe ich aber gar nicht wie Jaspers in seinen sonst so verdienstlichen Arbeiten philosphische Deduktionen; ich hin im Gegenteil überzeugt, daß man damit nur schadet. Wir müssen nur nach Tatsachen suchen und daraus die nächstliegenden Zusammenhänge in begrifflicher und kausaler Beziehung ableiten. Alles, was darüber hinausgeht, ist vom Bösen. Physik und Technik haben sich vollständig von allen philosophischen Gesichtspunkten frei gemacht und befinden sich ausgezeichnet dabei.
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Referenzen
So wird es verständlich, wenn dann und wann noch die Anstaltsbedürftigkeit mithilft Krankheitsbilder abzugrenzen, was z. B. von Hellpach, allerdings in übertriebener Weise, Kraepelinzum Vorwurf gemacht wird. Niemals aber sollten solche Kriterien bei der Abgrenzung von Erbeinheiten mitwirken.
In einer sonst vorzüglichen Arbeit steht der Satz: „Patient stammt mütterlicherseits ans sehr alter, väterlicherseits aus jüngerer Familie.“ Wir verstehen ja, was der Verl. von den Eigentümlichkeiten der alten Aristokratin und denen des Emporkommenden sagen will; aber die Auffassung ist eine falsche.
Oft datiert man „das Geschlecht“ von einer Einwanderung án den Ort, wo es bekannt geworden, ohne sich klar zu machen, wie unrichtig das biologisch sein muß.
Damit soll kein abschätziges Urteil über die wertvollen Arbeiten Morels ausgesprochen sein, wohl aber über die, nachfolgende Psychiatrie, die gerade eine kleine Unvorsichtigkeit des Autors zu einem falschen Begrni scheniati-sierte und überlieferte, während sie das Gute übersah.
Ein Kollege redet auch von chronischem Magenkatarrh bei dauerndem Genuß ungeeigneter Speisen.
Ich bestreite nicht etwa das häufige Vorkommen nicht-psychogener Idiosynkrasien auf vielen anderen Gebieten (ein Teil sind z. B. Anaphylaxien).
Ein sehr kritischer Kollege schreibt mir, er halte sie meist für schädlich.
Siehe namentlich die Arbeiten von v. Monakow.
Das Tatsächliche an diesen Beschreibungen ist natürlich ganz richtig; falsch ist die Auslegung, daß die Energie sich irgendwie in Reaktionen erschöpfen müsse. Hinter dem Begriff des Abreagierens steckt die Abstellungs-notwendigkeit von bestimmten psychischen Einstellungen. S. Bleuler, Psychische Gelegenheitsapparate und Abreagieren. Zeitschr. f. Psychiatrie. 1920.
Nachdem das geschrieben, lese ich Schweiz. Haushaltungsblatt 1. VIII. 18, daß in Zürich wieder ein Patient an einer solchen Verrnuerung gestorben sei Ich konnte seine Spur nicht fiaden.
Indessen kann eine Enttäuschung einen akuten Anfall eines hysterischen oder schizophrenen Irreseins „auslösen“, was etwas anderes ist als die Verursachung der Krankheit selbst.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bleuler, E. (1921). Vom Autismus in Begriffsbildung, Ätiologie und Pathologie. In: Das Autistisch-Undisziplinierte Denken in der Medizin und Seine Überwindung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-26515-4_3
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