Lokalanästhetica

Zusammenfassung

Lokalanästhesie ist die Methode zur Ausschaltung örtlicher sensibler Reize. Die Wirkung der Lokalanästhetica besteht in einer Blockierung der Erregungsfortleitung im Nerven. Sie beruht nach den Untersuchungen von Shares [J. genet. Physiol. 33, 57 (1939)] auf einer Membranabdichtung. Mit der dadurch bedingten Stabilisierung der Grenzfläche unter Aufhebung der K⁺-Abgabe vereiteln die Lokalanästhetica den GrundprozeB der Erregung und Erregungsleitung (Fleckenstein: Die periphere Schmerzauslösung und Schmerzausschaltung, Frankfurt 1950). Der Ansatzpunkt der Wirkung ist bei peripheren Nerven der Ranviersche Schnürring, an dem die Nervenfasern bloßliegen. Von anderen Untersuchern wird auf eine gleichzeitig zu beobachtende Stoffwechselsenkung im Nerven als mögliche Ursache der Wirkung hingewiesen [Gray, T. C., u. J. C. Ceddes: J. Pharm. (Lond.) 6, 89 (1954); vgl. dazu auch Büchi u. Perlia]. In den letzten Jahren sind Lokalanästhetica, unter ihnen besonders Procain, mehr und mehr zu anderen Indikationen als zu einer chirurgischen Lokalanästhesie herangezogen worden. Die von Huneke propagierte „Heilanästhesie“ beruht wohl auf der Ausschaltung von Hautreizen, die auf dem Wege der sogenannten cutiviszeralen Reflexe mit Erkrankungen von inneren Organen verbunden sein können. Wichtig ist, daß auch Nerven des vegetativen Systems durch Lokalanästhetica blockiert werden können. Die Blockade wird benützt zur Hyperämisierung schlecht durchbluteter Gefäßgebiete (z. B. Unterbrechung des Grenzstranges bei Raynaudscher Gangrän), zur Aufhebung von Krampfzuständen in glattmuskulären Organen. Auch akut auftretende örtliche Kontraktionszustände der quergestreiften Muskulatur können durch Injektion von Lokalanästhetica oft schlagartig behoben werden.