Die infektiösen „spezifischen“ Granulome

Zusammenfassung

Durch das Eindringen von Infektionserregern können in den verschiedenen Geweben Abarten des gewöhnlichen Entzündungsbildes entstehen, durch mannigfaltige Eigenschaften derart gekennzeichnet, daß sie seit langer Zeit gesondert betrachtet worden sind. Diese Gewebsreaktionen können teilweise als das Produkt einer Symbiose, eines Zusammenlebens der Erreger und der Gewebe des Wirtes betrachtet werden, während sie zu einem andern Teil sehr wohl auch das Produkt einer Überwindung der Infektion darstellen können. Es handelt sich dabei immer um Gewebsantworten, welche durch die Beschaffenheit der Gewebe, die Art der Erreger und nicht zuletzt auch die allgemeinen Reaktionen des Organismus gegenüber dem Schmarotzer und seinem Stoffwechsel in weitgehendem Maße beeinflußt werden. Viele Bilder lassen sich nur verstehen, wenn man gleichzeitig gerade diese allgemeinen Reaktionsbedingungen und die durch sie an den Orten der Schädigung in wechselndem Maße bestimmten Änderungen des morphologischen Bildes berücksichtigt. Daraus geht schon hervor, wie vielfältig das Entzündungsgeschehen unter diesen Umständen verlaufen kann; es ist nicht zu vergessen, daß es sich stets um Prozesse handeln wird, bei denen sich ein latenter Kampf abspielt, ein immer wieder einsetzendes Aufblühen der Erregerwirkung, dem meist auch eine neue Abwehr entgegengesetzt wird, und zwar derart, daß oft nebeneinander akut entzündliche und chronisch-reparative Phänomene vorliegen können. Es wird die Aufgabe dieses Kapitels sein, jene Typen der entzündlichen Gewebsantwort zu analysieren, die ein derart besonderes, eigentümliches Gepräge aufweisen, daß sie schlechthin als „spezifisch“ für diesen oder jenen Erreger, für diese oder jene Krankheit gelten können. Dabei wird sich allerdings die Darstellung auf Krankheiten zu begrenzen haben, bei welchen die entzündlichen Reaktionen durch die besondere Spielart der Gewebswucherung, der Granulombildung, charakterisiert wird.