Zusammenfassung
Cberblicken wir noch einmal den Entwicklungsgang der Hochfrequenztherapie, so sehen wir, welche außerordentliche Bedeutung die Vertiefung der Erkenntnis für die Verwertung einer empirisch in die Therapie eingeführten Methode gewinnen kann. Mit wahrem Enthusiasmus wurde in den 90erJahren des vorigen Jahrhunderts die physiologische und klinische Anwendung der Hochfrequenzströme aufgenommen. Es ist verständlich, daß infolge der glänzenden Experimentalvorführungen Teslas die Effekte der hochfrequenten und gleichzeitig hochgespannten elektrischen Ströme besonders die Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Der Widerspruch, der zwischen den glänzenden Funkenentladungen, dem lebhaften, weithin hörbaren Geknatter der Apparate und der scheinbaren Wirkungslosigkeit der Ströme bestand, ließ ungewöhnliche Wirkungen ahnen. Aber gerade die Verwendung dieser hochgespannten Hochfrequenzströme hinderte das Eindringen in das Wesen ihrer physiologischen Wirkung, und so kam es, daß die Methode trotz ihrer, wie gesagt, enthusiastischen Aufnahme nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Ländern nach und nach enttäuschen mußte. Man hatte nicht begriffen, worauf es ankam, und die reine Empiric hatte in diesem Falle versagt. So kam es, daß manche Forscher mit ihren Apparaten und an ihrem Krankenmaterial vorzügliche Resultate beobachteten, die heute im Lichte der Diathermie vollständig verständlich sind, daß aber andere mit anderen Apparaten, anderer Methodik und anderem Krankenmaterial nur Mißerfolge erlitten. Die Folge dieser ungleichen, widerspruchsvollen Bewertung mußte not wendig dazu führen, daß die Mißerfolge der Methode zur Last gelegt und die Erfolge auf Suggestion zurückgeführt wurden So verstehen wir, daß auch die Nachprüfung in Deutschland (Bitdecker, Eulenburg, Tobv Cohn u. a.) die Methode als eine im wesentlichen suggestiv wirkende stark ablehnte. Infolgedessen, da weitere Nachprüfungen zu fehlen schienen, war sie nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande, ausgenommen Frankreich, so gut wie erledigt. Dies wurde mit einem Schlage anders, als die mehrfach in der Literatur erwähnten, praktisch unfruchtbar gebliebenen Beobachtungen von Wärmeeffekten systematisch und praktisch zur Lehre der Diathermie ausgebildet wurden, und nunmehr der experimentell und klinisch jeder Untersuchung relativ leicht zugängliche Wärmeeffekt als die Quintessenz einer jeden reinen Hochfrequenzapplikation erkannt wurde.
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Nagelschmidt, F. (1913). Stellung der Diathermie zur Hochfrequenztherapie. In: Lehrbuch der Diathermie für Ärzte und Studierende. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25442-4_20
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