Zusammenfassung
Von jeher wußte man, daß Geisteskrankheiten sich in der einen Familie häufen, in der anderen fehlen, und daß in den Familien mit Geisteskrankheiten die nicht eigentlich erkrankten Mitglieder sehr häufig gewisse Abweichungen, oft deutlich in der Richtung der Erkrankung, aufweisen. Allerdings gibt es selten Familien, die bei genauem Zusehen ganz frei sind, und die Fälle mit nur wenigen kranken Gliedern sind immerhin die häufigeren. Dennoch ist sicher die Familien anlage eine der wichtigsten Bedingungen der Entstehung der Geisteskrankheiten1). Allerdings braucht eine bloße Anlage, auch wenn sie unzweifelhaft auf das einzelne Individuum übergegangen ist und sich da durch kleinere Abweichungen vom Normalen und durch die Übertragung auf die Nachkommen manifestiert, nicht als Krankheit zum Ausdruck zu kommen. Entweder gibt es verschiedene Grade der hereditären Anlage, oder die Anlage „entwickelt“ sich nicht bei allen zur ausgesprochenen Krankheit, oder es kommt beides vor.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Referenzen
Die hervorragende Bedeutung der Anlage zeigt sich namentlich beim Zwillings-irresein, wo mitunter beide Geschwister zur gleichen Zeit und unter sehr ähnlichen Symptomen erkranken, und zwar auch dann, wenn sie nicht miteinander leben.
Bleulee, Mendelismus b. Psychosen spez. bei der Schizophrenie. Schweiz. Arch, f. Neurologie u. Psychiatrie. Bd. I. Zürich 1917.
Die psycho-neurotische erbliche Belastung der Geistesgesunden und der Geisteskranken. Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie 1905.
Die Unterschiede in der Belastung sind in Wirklichkeit deshalb ein wenig größer, als diese Zahlen angeben, weil in den Familien Geisteskranker jeweilen der geisteskranke Proband nicht gezählt wird, während ein gesunder Proband überhaupt nicht in Betracht kommt.
Bunge, Die zunehmende Unfähigkeit der Frauen, ihre Kinder zu stillen. 7. Aufl. Reinhard, München 1914.
Schweizerische Statistik. Sanitarisch-demographisches Wbehenbulletm 1903 und Int. Monatsschr. zur Bekämpfung der Trinksitten 1904, S. 183.
In neuester Zeit nimmt der Genuß von Kokain in Form von Schnupfpulver namentlich bei der Halbwelt und denen, die mit ihr verkehren, ganz rapid überhand.
Erschöpfung ist nach Kbabpelin zu starker Verbrauch oder ungenügender Ersatz der tätigen Substanzen, Ermüdung: Anhäufung von lähmend wirkenden Zerfallstoffen.
Bleuler, Der Sexualwiderstand, Jahrbuch für psychoanalytische Forschungen, Bd. V, 1913.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1920 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Bleuler, E. (1920). Die Ursachen der Geisteskrankheiten. In: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-25424-0_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-25424-0_10
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-23377-1
Online ISBN: 978-3-662-25424-0
eBook Packages: Springer Book Archive