Zusammenfassung
Den Anlaß zu diesem Vortrage gab ein Fall unseres Materials, welcher die Frau eines Kollegen betraf, die 8 Wochen nach der ersten Niederkunft plötzlich und ohne auffindbare Ursache an Typhus erkrankte. Fs ließ sich dann feststellen, daß die Pflegeperson, eine sehr erprobte und tüchtige Vertreterin ihres Faches, eine sogenannte Bazillenträgerin war, und es ließ sich weiterhin feststellen, daß in ihrer eigenen Familie und auch in ihrer Kundschaft schon gelegentlich solche Fälle aufgetreten waren. Wenn man also nicht überhaupt darauf verzichten will, Ansteckungswege festzustellen, so muß man in diesem Falle die Übertragung auf die Pflegerin beziehen. Ich möchte gleich hinzufügen, daß diese Pflegerin, die sich zur Behandlung ins Krankenhaus begab, ihre Bazillen behielt, trotzdem alle möglichen Behandlungsmethoden, an denen sie ja selbst ein Interesse hatte, versucht wurden. Im Anschluß an diesen Fall fragte ich in der Öffentlichkeit (Frankfurter Zeitung 1913, Nr. 126): Was soll mit einer solchen Trägerin geschehen?
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Literatur
Siehe z. B. Kutscher, Abdominaltyphus im Handbuch Kolle-Wassermann, II. Aufl. 1913, Bd. 3.
In Preußen sind 1911 etwa 50 weibliche Pflegepersonen nach Typhuspflegen an Typhus erkrankt (Gesundheitswesen des Preußischen Staates im Jahre 1911).
Vgl. hierzu auch die Angaben über unerklärliche Typhusinfektionen in Spitälern, z. B. bei Schultz, Jahrb. d. Hamb. Staatskrankenanstalten I, 1889;
vgl. ferner: Gärtner, Die Quellen usw., Fischer, Jena 1902, p. 140.
Über eine dauernd Typhusbazillen ausscheidende Pflegerin ist im Gesundheitswesen des Preußischen Staates im Jahre 1909, p. 145 berichtet.
Vgl. auch die Aufsätze von Streiter, Halbmonatsschrift für soziale Hygiene und praktische Medizin 1911, Nr. 5 und in der Zeitschrift: die Krankenversicherung 1913, Nr. 5.
Siehe z. B. Kommentar von Düttmann, Appelius usw. 1912.
Vgl. das ausführliche Übersichtsreferat von Boehncke, Mediz. Klinik 1913, Nr. 41.
Natürlich hat die Trägerfrage und ihre Regelung für andere Berufe noch größere hygienische Bedeutung.
Es ist bedauerlich, daß seit einigen Jahren (1910) die Bekämpfung eingeschränkt worden ist, indem die bakteriologischen Untersuchungsanstalten von 11 auf 6 reduziert worden sind. Es ist vielleicht kein Zufall, daß seitdem die Typhusmorbidität und Mortalität wieder gestiegen ist. Jahr: Erkrankungen: Todesfälle: 1909 902 118 1910 1221 141 1911 1357 166
Vgl. auch Gesundheitswesen des Preußischen Staates im Jahre 1909, p. 137, im Jahre 1910, p. 124.
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Neisser, M. (1913). Typhus und Krankenpflegepersonal. In: Typhus und Krankenpflegepersonal. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24898-0_1
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