Morphogenetische und metabolische Wirkungen des Hormons der Schilddrüse

Zusammenfassung

Siebzig Jahre sind vergangen, seitdem Magnus Levy [1] zeigte, daß der Basalmetabolismus von der thyroiden Aktivität der einzelnen Lebewesen bestimmt wird. Heute steht außer Frage, daß die Regulierung des Basalmetabolismus eine wichtige physiologische Funktion des Hormons darstellt; es ist aber auch klar, daß die von der Schilddrüse sezernierten jodierten Aminosäuren ein sehr viel breiteres Wirkungsspektrum haben, als nur den Energieverbrauch in einem warmblütigen, ruhenden Tier zu regulieren [2, 3]. Die zuwachsstimulierenden und metamorphoseinduzierenden Wirkungen sind nicht nur dramatisch, sondern sie sind auch offenbar auf eine biochemische Reaktion von primärer physiologischer Bedeutung gegründet. — Dieser letzteren Tatsache zum Trotz haben sich die meisten neueren Theorien über den biochemischen Wirkungsmechanismus des Hormons hauptsächlich mit seiner kalorigenischen Wirkung befaßt. Die Ursache hierfür ist gewesen, daß es bei dem ständigen Suchen nach dem biochemischen Hintergrund der physiologischen Wirkung des Hormons am leichtesten erschien, diese Wirkung auf Grund bekannter biochemischer Begriffe zu erklären. Dieses Suchen ist mehr oder weniger ununterbrochen schon seit dem Beginn der Biochemie im Gange. So hat die Entdeckung von Mitochondrien als biochemische subzelluläre Einheiten uns die Möglichkeit gegeben, den Wirkungsmechanismus des Hormons auf rationeller Grundlage zu beschreiben.

Erschienen in „Naturwissenschaften“, Heft 13 (1965).