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Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg

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Karlsruher Theatergeschichte

Zusammenfassung

Am 4. April 1945 marschierten die Franzosen in Karlsruhe ein. Die Stadt war ein Trümmerhaufen und niemand wagte daran zu glauben, daß das Theater, dessen Personal zerstreut, dessen Häuser und Werkstätten zerstört waren, das seinen ganzen Fundus und fast alle seine Kostüme eingebüßt hatte, jemals wieder erstehen werde. Die notdürftig in der Gasanstalt residierende Stadtverwaltung sah sich dringlicheren Problemen gegenüber. Aber die in Karlsruhe zurückgebliebenen, jetzt mittellos gewordenen Theaterleute scheinen ihr mit ihren dauernden Anfragen, was nun mit ihnen geschehen solle, allmählich auf die Nerven gegangen zu sein. Da Verwaltungsdirektor Reiff, der in Baden-Baden mit seinem Stab von den Franzosen in Gewahrsam gehalten wurde, sich um die herrenlosen Musensöhne nicht kümmern konnte, beauftragte der kommissarische Oberbürgermeister Heinrich den früheren stellvertretenden Intendanten Hans Herbert Michels, sich der verwaisten Reste des Theaters anzunehmen und zu retten, was noch zu retten war. Das geschah am 24. April. Bereits am 28. April sprach das in Karlsruhe anwesende Restpersonal in der ersten Betriebsversammlung Michels das Vertrauen aus und bat ihn, die Führung zu übernehmen. Am 9. Mai, dem Tag vor der Kapitulation, überreichte Michels der Stadtverwaltung eine Denkschrift „über die augenblicklichen Möglichkeiten einer Wiederaufnahme des Spielbetriebes des ehemaligen Badischen Staatstheaters“. Darin schildert er die Schwierigkeiten, „so etwas, wie ein Programm oder einen Spielplan aufzustellen, der einem Institut, wie es das Badische Staatstheater darstellt, würdig wäre und auf der anderen Seite den Anforderungen, die man an ein heutiges Theater knüpfen müßte, Rechnung trägt“. An Aufführungen geschlossener Werke war vorläufig nicht zu denken, deshalb beschränkten sich die Vorschläge für den Anfang auf bunte Programme ernsten und heiteren Charakters und kleine Schauspiele. Dieses Angebot stellte natürlich kein künstlerisches Programm dar und war lediglich aus der Not des Augenblicks geboren. Da aber von jetzt an laufend mit der Rückkehr ortsabwesender Mitglieder zu rechnen war, sollten die Vorschläge von Fall zu Fall erweitert werden. Fest stand aber von vornherein, daß eine etwaige neue Spielzeit mit Hofmannsthals „Jedermann“ eröffnet werden sollte. Ein besonderes Handicap ergab sich für das Orchester durch die Beschlagnahme eines großen Teils der Instrumente durch die französische Besatzungsmacht: ,,...die Soldaten“, berichtet Michels an die Stadtverwaltung, „die seinerzeit die Instrumente mit einem Lastwagen abholten, gaben an, Mitglieder eines zu gründenden französischen Musikkorps zu sein, das etwa 80 Mann umfassen sollte. Vielleicht genügt dieser Hinweis, um festzustellen, durch wen die Abholung der Instrumente veranlaßt wurde und wo dieselben sich zur Zeit befinden...“ Die Instrumente sind nie aufgefunden oder zurückgegeben worden.

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Günther Haass Wilhelm Kappler Bernhard Müller Marie Salaba Hansmartin Schwarzmaier

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© 1982 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Kappler, W. (1982). Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg. In: Haass, G., Kappler, W., Müller, B., Salaba, M., Schwarzmaier, H. (eds) Karlsruher Theatergeschichte. Braun-Verlag, Karlsruhe. https://doi.org/10.1007/978-3-662-24608-5_9

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