Bewußtsein

Zusammenfassung

Normalerweise befinden wir uns, wenn wir wach sind, in einem Zustand bewußter Aufmerksamkeit: Wir wissen, wer wir sind, nehmen wahr, was um uns herum geschieht, es ist uns klar, was wir gerade tun, und wir können darüber angemessen und vollständig Auskunft geben. Wir werden sehen, daß das anders ist, wenn die Gehirnprozesse, die für die Interpretation von Sinnesreizen bedeutsam sind, gestört sind, weil beispielsweise die Verbindung zwischen beiden Gehirnhälften durchtrennt wurde. Anders ist es auch, wenn wir träumen. Dann begegnen uns die seltsamsten Ereignisse und Gestalten, ohne daß wir uns darüber wundern. Alkohol und andere Drogen bewirken ebenfalls Veränderungen des Bewußtseins. Darüber hinaus gibt es Techniken wie die Hypnose und bestimmte religiöse Rituale, die bewußtseinsverändernd wirken.

Was ist Bewußtsein eigentlich, und wie kann ein derart privater Bereich des Lebens wissenschaftlich erforscht werden? Das sind die Fragen, auf die wir in diesem Kapitel Antworten suchen. Wir beginnen unsere Darstellung mit streng kontrollierten Laborexperimenten zur Erforschung der Aufmerksamkeit. Dann werden wir klären, welche Folgen es hat, wenn es in einem Gehirn zwei »geistige Welten« (minds) gibt. Dieser Besonderheit begegnen wir bei epileptischen Patienten, denen bei einer Operation das Corpus callosum durchschnitten worden ist und deren Hirnhemisphären folglich voneinander getrennt sind. Anschließend wenden wir uns Bewußtseinsveränderungen zu, die uns aus dem Alltag vertraut sind, wie Tagträumen, Phantasie, Schlaf und Traum. Mit Veränderungen des Bewußtseins durch geplante Eingriffe, etwa den Gebrauch von bewußtseinsverändernden Drogen, Hypnose und religiöse Rituale, werden wir uns im Verlaufe des Kapitels ebenfalls befassen.