Zusammenfassung
Die nicht chirurgisch behandelbare Blutungsneigung, MVB, tritt bei ca. 20% der Patienten nach Massivtransfusion auf. Standardtransfusionsschemata, bis zu einem Blutverlust in Höhe des einfachen Blutvolumens (ca. io EK), sind wahrscheinlich nicht geeignet, diese Komplikation zu verhüten. Eine prophylaktische Substitution mit TK oder FFP bis zu diesem Blutverlust ist nicht belegt. Dies liegt v a. an der Komplexität der Hämostasestörung. Bei größeren Blutverlusten (mehrfaches Blutvolumen, ca. 20 EK) können EK und FFP im Verhältnis 10. trans-fundiert werden, um die Verdünnungskoagulopathie im Ausmaß zu beschränken.
Der Verdacht auf diese Komplikation wird zunächst klinisch gestellt. Die häufigste Ursache der MVB ist eine Thrombozytopenie- oder Thrombozytenfunktionsstörung. Bei Thrombozytenzahlen unter 50 000/µl nach Massivtransfusion und Blutung sollten daher Thrombozytenkonzentrate gegeben werden. Da in der Regel auch bei diesen Patienten eine Thrombozytenfunktionsstörung vorliegt, müssen auch gelegentlich Thrombozyten bei höheren Thrombozytenzahlen substituiert werden. Bei gleichzeitiger plasmatischer Hämostasestörung ist Frischplasma das Mittel der I. Wahl. Ist die Hämostasestörung so stark ausgeprägt, daß eine effektive Substitutionstherapie mit Frischplasma nicht möglich erscheint (Hypervolämie), müssen zusätzlich Faktorenkonzentrate hinzugezogen werden, an erster Stelle PPSB und Fibrinogenkonzentrat (Fibrinogen <0,8 g/l). Da auch in der Regel eine Verminderung des Antithrombin-III-Spiegels, und bei vielen Patientien eine DIC vorliegt, ist spätestens vor der Gabe von PPSB der Antithrombin-III-Mangel durch Gabe von AT-III-Konzentrat auszugleichen. Ebenfalls vor Gabe von PPSB sollte geprüft werden, ob eine low-dose Heparintherapie durchgeführt werden kann, und diese dann auch vor der Substitution mit PPSB oder Fibrinogenkonzentrat eingeleitet werden.
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Köhler, M. (1996). Blutungen nach Massivtransfusion. In: Hach-Wunderle, V., Nawroth, P.P. (eds) Lebensbedrohliche Gerinnungsstörungen in der Intensivmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12220-4_7
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