Zusammenfassung
Graham 1), den man nicht ganz mit Recht 2) den Vater der Kolloidchemie nennt, glaubte Stoffe, die er auf Grund ihrer Eigenschaften als Kolloide bezeichnete, von anderen Stoff, die er Kristalloide nannte, unterscheiden zu müssen. Und in der Tat haben zuerst Chemiker, die sich für dieses Gebiet interessierten, nach neuen kolloiden Stoffen gesucht und damit eine Art Raritätensammlung bereichert. Es zeigte sich aber sehr bald, daß durch diese Behandlung der Kolloidchemie keine neue Erkenntnis zu erreichen war. Da trat von Weimarn 3) auf und verkündete die Lehre, daß der kolloide Zustand der Materie ein allgemeiner Zustand derselben sei, daß er also nicht an bestimmte Stoffe gebunden, sondern daß jeder Stoff in diesen Zustand zu bringen sei. Von diesem Augenblick an mußten es die Kolloidchemiker als ihre Aufgabe betrachten, nicht neue kolloide Stoffe darzustellen, sondern den kolloiden Zustand der Materie zu erforschen, die Bedingungen für die Erreichung desselben zu finden und zu diesem Zwecke physikalisch-chemische Hilfsmittel anzuwenden. Die Kolloidchemie kann deshalb mit Recht als der jüngste Zweig der physikalischen Chemie bezeichnet werden, ihre Hauptentwicklung beginnt mit dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Es lohnt sich aber, schon jetzt eine gesonderte Betrachtung diesem Sondergebiete zu widmen, da man wohl ohne Übertreibung sagen kann, daß ein Überblick über dasselbe bereits nach einheitlichen Gesichtspunkten sehr wohl möglich ist.
Aus: Alfred Lottermoser (1870–1945), Kurze Einführung in die Kolloidchemie, 3. Aufl. von Carl Kalauch (Dresden und Leipzig 1954).
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Notes
Thomas Graham, Philos. Transact. 1861, 183; Liebigs Ann. 121, 1 (1862).
Wo. Ostwald, Über die andere geschichtliche Wurzel der Kolloidwissenschaft. Kolloid-Z. 84, 258 (1938). In diesem Aufsatz weist Wo. Ostwald darauf hin, daß B. Richter, J. Berzelius und F. Selmi bereits den kolloiden Zustand in auflösungsähnlichen Suspensionen erkannten, wenn sie ihn auch nicht so bezeichneten.
P. P. von Weimarn, Kolloid-Z. 2, 76, 128, 199, 230 (1908); 3, 282 (1908); 4, 27, 123, 198, 252, 315 (1909); 5, 62, 117, 150, 212 (1909).
Wo. Ostwald, Kolloid-Z. 1, 291, 331 (1907); Grundriß der Kolloidchemie, 7. Auflage (Dresden und Leipzig 1922 ), S. 27.
R. Zsigmondy, Zur Erkenntnis der Kolloide (Jena 1905 ), S. 22.
Siehe Wo. Ostwald, Grundriß der Kolloidchemie, 7. Auflage (Dresden und Leipzig 1922 ), S. 49.
H. Staudinger, Organische Kolloidchemie, 3. Aufl. (Braunschweig 1950 ).
H. R. Kruyt, Colloid Science I, II (Amsterdam 1952, 1949 ).
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Lottermoser, A. (1975). Zur Nomenklatur und Systematik in der Kolloidchemie. In: Konzepte der Kolloidchemie. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12186-3_11
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