Zusammenfassung
Die oberste Einteilung (summa divisio) der Obligationen ist die in obligationes ex contractu und ex delicto 4 (aus Vertrag und Delikt). Diese Einteilung war indes nicht erschöpfend, und so schuf eine vielleicht nachklassische Systematik zusätzlich die Gruppen der Quasi-Kontrakte und Quasi-Delikte5. Die Kontrakte gliederte man wiederum in vier Gruppen: Verbalkontrakte, Literalkontrakte, Realkontrakte und Konsensualkontrakte6. Außerhalb der in diesen Gruppen jeweils zusammengefaßten Verträge konnte eine wirksame Verpflichtung nicht begründet werden. Anders als für das moderne Recht galt für das römische Vertragsrecht nicht Vertragsfreiheit, sondern Typenzwang. Heute steht es jedermann frei, vertragliche Verpflichtungen beliebigen Inhalts und in beliebiger Form zu begründen, sofern er sich dabei in den Grenzen der Rechtsordnung, namentlich der guten Sitten hält. Dem römischen Recht des Altertums ist dieser Standpunkt immer fremd geblieben. Ihm lag zu allen Zeiten die Vorstellung zugrunde, daß eine gültige Verpflichtung nur in bestimmten typischen Formen oder doch im Rahmen bestimmter, von der Rechtsordnung anerkannter Verkehrsgeschäfte zustande kommen könne. Der Kreis der anerkannten Verpflichtungsgründe hat sich im Lauf der Entwicklung immer mehr erweitert, zuletzt durch die nachklassische Konstruktion der sogenannten Innominatkontrakte (§ 54) bis nahe an die Grenze völliger Vertragsfreiheit.
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Literaturverzeichnis
Gai. 3, 88.
Dazu unten § 33 u. § 56 f.
Gai. 3, 89.
S. dazu Waldstein, Operae libertorum (1986).
S. hierüber Beigel, Das Rechnungswesen der Römer (1968); Früchtl, Die Geldgeschäfte des Cicero (Diss. Erlangen 1912).
Unsere Kenntnis beruht im wesentlichen auf Gai. 3, 128 ff. Im Corpus iuris ist der Litteralkontrakt getilgt.
Vgl. Thilo, Der Codex accepti et expensi im röm. Recht (1979).
Gai. 3, 90 nennt nur das Darlehen; anders aber die dem Gaius zugeschriebenen res cottidianae, D. 44, 7, 1, 3, 5 u. 6; die Klassizität ist umstritten, vgl. Käser RP 1458 f.
Vgl. das eleganter dictum des Pedius in Ulp. D. 2, 14, 1, 3 : nullum esse contractum, nullam obligationem, quae non habeat in se conventionem, sive re sive verbis fiat. — Es gebe keinen Kontrakt und keine Obligation ohne Willensübereinstimmung, einerlei ob es sich um einen Real- oder um einen Verbalkontrakt handle. Die Klassizität der Stelle wird heute nicht mehr bestritten; vgl. Mayer-Maly FS Nipperdey I (1965) 509 ff. mNw.
Gai. 3, 135 ff.
D. 2, 14; C. 2, 3. — Condanari-Michler RE XVIII 2127 ff. (s.v. pactum).
Paul. sent. 2, 14, 1 : ex nudo pacto inter cives romanos actio non oritur — aus einem einfachen pactum entsteht zwischen röm. Bürgern keine Klage.
Vgl. Knütel, Contrarius consensus (1968) 61 ff.
Dazu unten §§ 58 ff.
Gai. D. 44, 7, 5.
Vgl. Käser RP 1524; dagegen Mayer-Maly RIDA 12 (1965) 449 ff.; ders. FS Wilburg (1965) 131 ff.
D.9, 3.
1.4, 5, 3.
I. 4, 5, pr. = Gai. D. 44, 7, 5, 6.
Vgl. etwa Kretschmar, Erfüllung I (1906).
Dazu Knütel SZ 88 (1971) 73 ff.
Knütel 87 ff; Krampe TS 53 (1985) 3 ff.
S. Knütel, Contrarius consensus (1968).
3, 173 ff.
Gai. 3, 169.
Gai. 4, 119 ff.
lui. D. 18, 5, 3; dazu Knütel SZ 84 (1967) 133 ff; s. auch §§ 9 u. 40 III.
Vgl. Salpius, Novation und Delegation (1864); Salkowski, Zur Lehre von der Novation nach röm. Recht (1864); Apathy, Animus novandi (1975).
Ulp.D.46, 2, 1 pr.;Gai. 3, 176.
Einzelheiten bei Kunkel/Honsell 267 ff.
Gai. 3, 177.
Bei Ulp. D. 24, 1, 3, 12; vgl. einerseits Wieacker FS E. Wolf (1962) 421 ff.; andererseits Kupisch SZ 93 (1976) 60 ff.; ders., St. Sanfilippo II (1982) 285 ff.
Gegen eine solche celsinische Theorie Flume, Rechtsakt und Rechtsverhältnis (1990) 64 ff.
Unten § 37.
Die Formel der Stipulation zwischen Delegat und Delegatar lautete etwa: quod Titio debes, mihi dari spondesne?
Ulp. 16, 1, 8,3. Der Gläubiger trug also das Insolvenzrisiko; vgl. etwa Paul. D. 17,1, 26, 7; dazu Honsell SZ 83 (1966) 369.
D. 16, 2; C. 4, 31.-Thielmann, Die röm. Privatauktion (1961) 146 ff.
Zur Dogmengeschichte vgl. Dernburg, Geschichte und Theorie der Kompensation (2. Aufl. 1868) 283 ff.; zum Glossatorenstreit auch Deichmann Gruchot 42 (1898) 257, 263.
Gai. 4, 64.
Gai. 4, 61 ff.
Iust. I. 4, 6, 30 führt die Aufrechnung mittels exceptio doli auf Mark Aurel zurück; vielleicht hat sie aber schon früher bestanden; Einzelheiten bei Kunkel/Honsell 275.
S. dazu Käser RZ 152 ff; Claus, Gewillkürte Stellvertretung im röm. Privatrecht (1973) 52 ff.
Dazu Luig, Zur Geschichte der Zessionslehre (1966)
Huwiler, Der Begriff der Zession in der Gesetzgebung seit dem Naturrecht (1975).
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Honsell, H. (1997). Entstehen und Erlöschen der Obligation. In: Römisches Recht. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09782-3_10
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