Zusammenfassung
Stillen bietet mehr als nur die Zufuhr von Kalorien. Die Sterblichkeit flaschenernährter Säuglinge war in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts sechsfach höher als bei gestillten Kindern, vor allem durch unterschiedliches Auftreten gastrointestinaler Infektionen. Offenbar können die zahlreichen Abwehrfaktoren der Frauenmilch die noch unreife körpereigene Immunfunktion junger Säuglinge sehr effektiv ausgleichen. Noch heute schützt Voll- und Teilstillen auch in den Industrieländern wirksam vor Durchfall- und Atemwegserkrankungen, wiewohl die Mortalität unter hygienischen Bedingungen nicht mehr beeinflußt wird. Das Stillen hat zudem eindrucksvolle Langzeitwirkungen. Früher gestillte Kinder haben noch in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter ein signifikant geringeres Auftreten von malignen Lymphomen, Diabetes mellitus Typ I, Morbus Crohn und allergischen Erkrankungen. Übergewicht im Schulalter tritt bei früher gestillten Säuglingen deutlich seltener auf als bei früher nicht gestillten Kindern, auch wenn man für beeinflußende Faktoren wie den elterlichen Bildungsgrad korrigiert. Eindrucksvoll sind jüngere Studienergebnisse, die Nahrungszufuhr und Wachstum in der frühen Kindheit mit dem Krankheitsrisiko im hohen Lebensalter in Verbindung bringen. So ist bei englischen Männern bis zum Alter von 65 Jahren die Herzinfarkt-Sterblichkeit um so höher, je niedriger das Körpergewicht mit einem Lebensjahr war. Ganz offensichtlich wird die Gesundheit des Individuums langfristig durch die Qualität der Ernährung zu Beginn des Lebens beeinflußt.
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Koletzko, B. (2001). Grundlagen der Ernährung im Kindes- und Jugendalter. In: Pädiatrie. Springer Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09178-4_5
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