Zusammenfassung
Dieses Kapitel befasst sich mit einem allgemeinen Ansatz psychotherapeutischer Arbeit, dem systemischen Therapieansatz. Darauf bezogen wird auf die Besonderheiten der Therapie mit Paaren und Familien eingegangen. Es geht in diesem Kapitel also nicht um eine speziell auf die systemische Arbeit mit Paaren oder Familien konzipierte Methode, zumal es eine solche mittlerweile nicht mehr gibt. Gegen Ende der 70er Jahre bezeichnete man mit „systemische Familientherapie“ ein unterscheidbares Verständnis von Psychotherapie, nämlich den so genannten Mailänder Ansatz.,,Systemisch” bezog sich auf die Umsetzung systemtheoretischer und kybernetischer Gedanken in die therapeutische Praxis, wie sie z. B. von Gregory Bateson eingeführt worden waren, und es diente als relativ eindeutiges Unterscheidungsmerkmal von anderen Paar- und Familientherapien. Die weitere Entwicklung des systemischen Ansatzes in den 80er und 90er Jahren zeichnete sich dadurch aus, dass Sichtweisen konstruktivistischer Erkenntnistheorie in die theoretische Begründung eingeführt wurden. Das führte in der Folge zur Konsolidierung und Erweiterung der Systemischen Therapie als allgemeinen Therapieansatz. Kurz darauf kam es zur Ausdifferenzierung von Untergruppen, so dass die Bezeichnung „systemisch“ allenfalls auf einer hohen Ebene der Abstraktion ihre verbindende Funktion beibehalten hat. Auf dieser Ebene vereint „systemisch” solche Therapieansätze, die den Menschen als sozial konstituiert und so als unauflösbar in soziale Systeme eingebunden betrachtet. Die darauf beruhende Praxis stützt sich theoretisch auf unterschiedliche Rezeptionen systemwissenschaftlicher Gedanken, wie sie in den verschiedenen Disziplinen aus den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften entstanden sind, und sie findet konkret in der Arbeit mit psychischen und/oder sozialen Systemen Anwendung.
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