Zusammenfassung
Bestimmend für die erfolgsgewohnte Medizin des frühen 20. Jahrhunderts war die Allmacht ihres naturwissenschaftlichen Habitus, der zugleich ihre tiefsten Krisen generieren sollte. Die therapeutisch orientierte Bakteriologie, aber auch die physikalisch-chemischen Methoden der medizinischen Forschung, Diagnostik und Therapie drängten den Menschen immer mehr in die Rolle des heilkundlichen Objekts. Besonders in den großen politischen Krisenzeiten des durch Weltkriege und Diktatur bestimmten Jahrhunderts haben Ärzte dem Reiz des rücksichtslosen Humanexperiments nicht immer widerstehen können. Es entstand jedoch vor diesem Hintergrund auch eine neue Ethik der Medizin, der aufgeklärte und autonom entscheidende Patient wurde als Gegenbild einer paternalistischen Medizin entworfen. Die Heilkunde ist am Ende des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich naturwissenschaftlich begründet, sie kann zahllose Krankheiten sicher vorhersehen, erkennen und heilen, Organe und Gliedmaßen ersetzen; sie steht indes auch in der wachsenden Gefahr, den ganzen Menschen aus den Augen zu verlieren.
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Eckart, W.U. (1998). Umrisse einer Medizin des 20.Jahrhunderts. In: Geschichte der Medizin. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-07473-2_10
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