Zusammenfassung
Die Therapie einer akuten abscedierenden Infektion ist aus der allgemeinen Chirurgie bekannt — ubi pus — ibi evacua. Die Incision am rechten Ort, zur rechten Zeit, im rechten Maß beherrscht den Infekt und läßt die akuten Beschwerden abklingen. Auch ein kunstgerechter Eingriff ist aber bei perianalen Abscessen nicht immer, eigentlich nur ausnahmsweise in der Lage, die chronische Folge des Infekts, die Fistel zu vermeiden. Es sei denn, der Operateur findet im akuten Stadium die Infektionsquelle, die ihm, auf Grund der Kenntnis der Gesetzmäßigkeit der Infektionsentstehung, durchaus ins Auge fallen kann. Kann er sie sicher beseitigen, so ist der Patient geheilt (s. spezieller Teil). Im Gegensatz zu vielen Regionen, in denen ein Absceß eröffnet wird, ist die Perianalregion ungeeignet eine den Schnitt offenhaltende Drainage zu erlauben. Die so empfindliche Region, durch Defäkation regelmäßig verunreinigt, vermittelt, wenn Ableitungsschläuche „durchgezogen“ werden, eine erhebliche Unpäßlichkeit. Durch eine besondere, noch zu beschreibende Technik sind bei allen Eingriffen im Perianalbereich die üblichen Drainagen zu vermeiden. Schnitte werden so angelegt, daß Wunden, die drainiert werden sollen, von selbst offen bleiben. Ein T-Schnitt erfüllt dieses Erfordernis ideal (Abb. 30). Er klafft im Stadium der „aufblühenden“ Wunde in den ersten Tagen durch Eversion seiner Ränder so schön, daß er ohne sonstige Kunsthilfe und ohne Belästigung des Patienten den Eiter sicher ableitet. Den gleichen Effekt hat eine kreisrunde Excision der Haut über dem Infektherd — Pfenniggröße genügt unter Umständen. Eine Kombination beider Incisionstypen erreicht das Messer, wenn die Ecken des T-förmigen Eröffnungsschnittes abgetrennt werden. Arteriell spritzende Gefäße werden mit dem Diathermiemesser verbrannt oder besser mit Catgut umstochen. Der Schnitt wird zur Blutstillung mit tanningetränkter Gaze ausgelegt, die am 2. postoperativen Tag ohne Schmerzen entfernt werden kann.
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Stelzner, F. (1976). Allgemeines über die Therapie. In: Die anorectalen Fisteln. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06623-2_7
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