Zusammenfassung
Wenn ein „Fachmann“ — ein Kunstkritiker, ein Biologe, ein Physiker, zum Beispiel — sein Fachgebiet behandelt, schenken wir den Tatsachen, die er berichtet, und den Meinungen, die er vertritt, gern unsere Aufmerksamkeit. Sobald derselbe „Fachmann“ vorgibt, eine Verbindung zwischen diesen Tatsachen oder Meinungen und allgemeineren Gedanken herstellen zu können, neigen wir spontan dazu, sehr viel weniger zuzuhören. Wir finden in der Tat — und sicherlich mit Recht -, daß er seine besondere Zuständigkeit verliert, wenn er sein Fachgebiet verläßt. Wir sind von vornherein skeptisch, wenn er sich auf ein Gebiet begibt, auf dem wir uns für genauso gelehrt halten wie ihn, vielleicht sogar — wer weiß — für noch gelehrter. Ist nicht das Risiko beträchtlich, daß sein Fachgebiet ihm Scheuklappen angelegt hat? Die Erfahrung zeigt doch, wie kurzsichtig und vereinfachend die Ansichten der „Fachleute“ bei allgemeineren Fragen manchmal sind!
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Referenzen
Wird es etwa die der Leinwände sein, deren ganze Kunst aus grenzenloser Abstraktion besteht und deren Nacktheit (ein völlig weißes, schwarzes oder graues Rechteck) die Nüchternheit eines mathematischen Lehrsatzes nachahmt und übersteigert? Oder wird man nicht — wieder im Namen der Neuheit — darauf kommen, daß gerade in diesem Fall das Vorbild, in dem Abstraktion so nötig wie schwierig ist, viel größere Schönheit hat als ihr Abbild, in dem dieselbe Nüchternheit ebenso leicht, wie, so scheint es, willkürlich verwirklicht ist!
Es versteht sich von selbst, daß die Freuden der Eitelkeit und des Handelns (Ruhm, hohe Stellung, Verantwortung usw.) sehr wohl auch zum Vergnügen zählen.
Die Hingabe ist etwas Gutes genau dann, wenn der Gegenstand der Hingabe gut ist. In der hedonistischen Auffassung ist die Hingabe an das materielle oder geistige Wohlsein unserer Mitmenschen etwas Gutes. In der Auffassung, die das Gute mit dem Gehorsam gegenüber bestimmten Geboten gleichsetzt, ist die Hingabe an eine Sache etwas Gutes, wenn die Sache mit den Geboten verträglich ist. Der Begriff der Hingabe kann also nicht selbst als Grundlage einer Definition des Guten dienen.
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© 1983 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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d’Espagnat, B. (1983). Streiflichter. In: Auf der Suche nach dem Wirklichen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-05908-1_13
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